240
99. Glückliches Alter.
Kind. Großvater, sag, du bist schon so alt; doch munter »och ist dein Ge¬
sicht, hast in den Armen noch so viel Gewalt »nd klagst über Krankheit noch
nicht, bist heitrer als maiicher junge Mann. Wie geht das zu? Wie fingst dn
das an? '
Großvater. Mein liebes Kind, das war nicht schwer. Ich trieb mich in
der Jugend nie wild umher; ich aß und trank auch nie zu viel, war mäßig im
Schlaf, bei Lust und Spiel; ich scheute mich nicht bei Rege» und Wind; drum
blieb ich gesund. Wachs auch so, mein Kind.
100. Der Tod.
1. Hören die Verrichtungen des menschlichen Körpers alle und für
immer auf, so trennt sich die Seele von dem Körper und es erfolgt der
Tod. Stirbt jemand, so darf man den Körper nicht eher begraben las--
sen, als bis man sich von der zuverlässigen Gewißheit des Todes über¬
zeugt hat. Das einzig sichere Kennzeichen desselben ist die Verwesung.
Sie nimmt im Unterleibe ihren Anfang und giebt sich durch den faulen
Leichengeruch kund. Tritt dieses Zeichen, die Verwesung, nicht ein, so
ist es wahrscheinlich, daß der vermeintliche Todte nur in einer schweren
Ohnmacht liegt, und man darf ihn alsdann durchaus noch nicht begra¬
ben lassen, sonst würde es vielleicht vorkommen, daß der Mensch leben¬
dig beerdigt würde, welches das Fürchterlichste ist, was dem Menschen
begegnen kann. Man hat Beispiele genug davon, daß Menschen im
Grabe wieder erwacht sind und nun den schrecklichsten qualvollsten Tod
gefunden haben.
2. Unser Leben ist ein Schatten und ist kein Aufhalten. In je¬
der Sekunde stirbt im Durchschnitt ein Mensch; in jeder Stunde gehen
3GOO Menschen aus der Zeit in die Ewigkeit; an jedem Tage verlassen
86000 Menschen den Schauplatz der Erbe; in jedem Jahre treten 30
Millionen aus dem vergänglichen irdischen in das ewige Lebe». Berechne
dir es selbst; gegen 1000 Millionen Menschen trägt die Erde, von de¬
nen im Durchschnitt jeder 33 Jahr alt wird. — Mache dich bereit!
Leicht könntest auch du unter den 3000 in dieser Stunde sterbende»
Menschen sein.
Die Erde.
101. Der (Gesichtskreis.
Dan Stück der Erdoboriläche, was wir in einer freien Cegend
überschauen können, heisst der Gesichtskreis oder Horizont.
Er wird von dem Himmelsgewölbe ringsum begrenzt, da« wie eine
hohle Halbkugel auf der Erde zu stehen scheint. Jeder Beobach¬
ter hat einen andern Gesichtskreis; aber jeder befindet sich stets
im Mittelpunkte des seinigen. Von den vielen Punkten und Ge¬
genden in der Grenzlinie des Horizonts reichen acht zur Zurecht-
tindung auf der Erde hin; es sind die 4 Haupt- und die 4
Zwisehen-Weltgegenden (Osten, Süden, Westen, Norden —