85 Roms Bischöfe hatten eben deshalb vor allen andern den Vor¬ rang; ihrer Stimme gehorchten von jeher alle Gläubigen. Schon in den ältesten Zeiten unterwarf sich in Glaubenssachen Alles ihrem Ausspruch. Die uneinigen Corinther wendeten sich an den Papst Clemens, als den Nachfolger des heiligen Petrus, statt nach dem viel näheren Ephesus, foo doch damals noch der heilige Johannes lebte. Der heilige Ignatius nennt die Kirche von Rom die Vorsteherin des Liebesbundes, d. h. der ganzen Christen¬ heit. Im zweiten Jahrhundert schon schrieb der heilige IrenäuS, Bischof von Lyon: „Die römische Kirche ist die größte, älteste, allgemein bekannte, mit welcher sich wegen ihres besondern Vorzuges alle Kirchen vereinigen müssen." Der heilige Hieronymus er¬ klärt: „Nur der ist mein Mann, der es mit dem Stuhl Petri hält." Als die Bischöfe auf dem Concilium zu Chalcedon die Entscheidung des Papstes Leo erhielten, riesen sie einmüthig: „Dies ist der Glaube der Väter, der Apostel, der unsrige! Petrus hat durch Leo gesprochen; so haben die Apostel gelehrt!" Also haben die Christen es zu allen Zeiten gehalten; sie haben den Papst als das sichtbare Oberhaupt der Kirche verehrt, und seinen Entscheidungen in Dingen des Glaubens und der Sitten Gehorsam geleistet. Die Päpste aber waren die Väter der Christenheit, der Völker und der Fürsten; sie sorgten für die Gläubigen, schützten die Unschuld, züchtigten den Sünder, hoben den Gefallenen auf und sorgten unter dem Beistände des heiligen Geistes dafür, daß die Lehre Jesu rein und unverfälscht erhalten wurde. 25. Die Christenverfolgungen. Die Christen wurden in der ersten Zeit von den Heiden wenig beachtet; als aber ihre Zahl von Tag zu Tag sich mehrte und die Tempel der Götzen allmählig leer standen, wurden die heidnischen Prie¬ ster für ihre Religion besorgt. — AM Haß und Furcht traten sie gegen die Anhänger Jesu auf, und bald gelang es ihnen, ihre Besorgnisse dem Volke sowohl, als auch den Gewalthabern mitzutheilen, indem sie die Religion der Christen als staatsgefährlich schilderten und den Christen allerlei Verbrechen andichteten. Man fieng daher an, die Anhänger der neuen Lehre zu verfolgen, und da diese, gerade dieser Verfolgungen wegen, in nächtlicher Stille ihre Gottesdienste hielten, gab dieses auf's Neue Veranlassung zu allerlei Mißdeutungen, Verläumdungen und Lügen, und man sagte den Christen endlich sogar nach, daß bei ihren heimlichen Zusammenkünften ein Kind geschlachtet werde, worauf man sein Fleisch esse und sein Blut trinke. In so schrecklicher Weise entstellten die Heiden den Genuß des heiligen Abendmahles.