114 immer fort, und Niemand vermochte ihm Einhalt zu thun, bis die Sieger des Mordens müde waren. Barfuß und mit einem Pilgerhemde angethan begab sich Gott¬ fried zum heiligen Grabe, küßte weinend die Stelle, wo der Erlöser geruht hatte und überließ sich der inbrünstigsten Andacht. Er wurde hierauf zum Könige von Jerusalem erwählt, allein der fromme Held wollte keine Königskrone tragen, wo der Heiland der Welt eine Dornenkrone getragen hatte und nannte sich voll ächtchrist¬ licher Demuth nur „Beschützer des heiligen Grabes." Die Türken ließen jedoch den Christen keine Ruhe und oft kamen sie in große Noth. Von Europa aus zogen fast alljährlich größere und kleinere Schaaren, theils Pilger, theils Krieger, nach Jerusalem und diese ungerechnet zählt man sieben große Äreuzzüge. Da aber unter den Kreuzheeren und ihren Anführern meistens Zwie¬ tracht herrschte, so giengen die errungenen Vortheile wieder verloren, und das Grab des Erlösers sammt dem heiligen Lande blieb nach dem letzten Kreuzzuge wieder in den Händen der Ungläubigen. 42. Friedrich Barbarossa. 1152—1190. 0 schöne Zeit der Väter! wo Rothbart einst regiert, Wo Deutschlands Schwert und Wage sein Heldenarm geführt; Da war vom Vater Rheine bis an der Eider Sand, Vom Belt bis zu den Alpen Ein deutsches Vaterland. Da war der deutsche Name gefürchtet und geehrt; Da galt die deutsche Treue, da schlug das deutsche Schwert, Da beugten sich die Slaven vor Deutschlands Kaiserthron, Da strahlte nah und ferne die deutsche Kaiserkron’. Kaiser Konrad III., aus dem berühmten schwäbischen Geschlechte der H o h e n st a u f e n, ein entschlossener, tapferer und biederer Mann, führte das zweite Kreuzheer nach Palästina, konnte aber aller An¬ strengungen ungeachtet nur wenig ausrichten und kehrte endlich miß- muthig hierüber nach Europa zurück. Bald darauf starb er, nach¬ dem er noch den deutschen Fürsten seinen Neffen Friedrich, der wegen seines röthlichen Bartes „Rothbart" und von den Italienern „Barbarossa" genannt wurde, zu seinem Nachfolger empfohlen hatte. Friedrich zählte damals dreißig Jahre; Heldenblut floß in seinen Adern und röthete sein edelgebildetes Antlitz, das gelbe Locken umwallten; die Hoheit seiner Gestalt, das blitzende Feuer seiner Angen, die Kraft der Stimme und der stolze Gang verkündeten den gebornen Herrscher. Groß, voll eiserner Willenskraft und scharfen Blickes war auch sein Geist. Dieser herrliche Held war nun deutscher