Vili. Italien. 257 das Meer. Schnell folgen nun auf einander Avitus, Majorianus, und einige andre, von dem in römischen Kriegsdiensten stehenden Sueven Ricimer gehoben und gestürzt, welcher selbst 2 Jahre ohne Titel die Regierung führte. Zuletzt als auch Anthemius, welchen der oströmische Hof ernannt hatte, wieder gefallen, ernannte Ri¬ cimer den Olybrius, starb aber mit diesem in dem nemlichen Jahre 473. Vergebens suchten sich Glycerius und Julius Nepos zu be¬ haupten; sie müssen dem Orestes, Statthalter in Pannonien, wei¬ chen, welcher seinen Sohn Romulus Augustulus zum Kaiser er¬ nennt, 475. Die Heruler aber und Rugier (wahrscheinlich aus Pommern), Miethsvölker der Römer, nicht zufrieden mit ihrem Solde, verlangen den dritten Theil aller Ländereien Italiens, und auf die Weigerung des Orestes wird dieser von dem Anführer der Heruler, Odoacer, geschlagen und getödtet, Romulus Augustulus aber seiner Jugend wegen verschont und in eine Festung gesperrt 476. Odoacer nahm den Titel eines Königs von Italien an. Zehn Jahre spater ging mit Syagrius, dem letzten Feldherrn der Römer in Gallien, welcher 486 von Chlodowig bei Soissons geschlagen ward, auch der letzte Schatten der römischen Herr¬ schaft unter. II. Neuere Geschichte Italiens, vom Unter gange des weströmischen Reichs bis auf die jetzige Zeit. Mit dem Untergange des weströmischen Reiches waren die Drangsale des unglücklichen Italiens noch lange nicht beendigt. Das Reich der Heruler war von kurzer Dauer; mit Odoacer hatte es 476 begonnen und verschwand mit ihm 493. Theodorich oder Dietrich, König der Ostgothen in Ungarn, an der Donau und Save, war als Knabe in Konstantinopel erzogen worden und er¬ griff begierig den Wunsch des Kaisers Zeno, Italien von den Heru¬ lern zu befreien. An der Spitze seines ganzen Volkes zog er 489 nach Italien, siegte und belagerte Odoacer 3 Jahre in Ravenna; der Tod seines Feindes gab ihm die Herrschaft über Italien. Ohne selbst gelehrte Kenntnisse zu besitzen schätzte Theodorich die Gelehr¬ samkeit; mit Weisheit und Mäßigkeit herrschte er über Sieger und Besiegte, und behauptete ein großes Ansehen unter allen Für¬ sten germanischen Stammes, welche damals die verschiedenen Theile des ehemaligen römischen Reiches besaßen. Er ward allge¬ mein bewundert und geehrt *), und Italien hatte lange nicht so glückliche Zeiten gesehen, als unter ihm. Aber mit seinem Tode ging die Herrschaft der Gothen bald wieder verloren. Der oftrö- *) Sehr wahrscheinlich ist Thcodorich im Nibelungenliede unter dem Na¬ men Dietrich von Bern (Verona) gemeint. Blanc Handb. II. 2. Ausl. 17