16 brach. Fridolin ermahnte ihn öfters, er solle aus Liebe zu Gott den Zorn überwinden. Allein der Knecht sagte: „Das ist mir nicht möglich; Menschen und Thiere machen mir viel Verdruß." Eines Morgens sagte Fridolin zu ihm: „Matthias, sieh da einen schönen, neuen Thaler. Diesen will ich dir schenken, wenn du den Tag über geduldig bleibest, und kein zorniges Wort hören lässest." Der Knecht ging den Handel mit Freu- den ein. Die übrigen Dienstboten aber redeten es heimlich mit einander ab, ihn um den Thaler zu bringen. Alles, was sie den ganzen Tag sagten und thaten, zielte nur darauf, den Matthias zornig zu machen. Allein der hielt sich so tapfer, daß ihm kein einziges zorniges Wort entwischte. Am Abend gab ihm Fridolin den Thaler und sagte: „Schäme dich, daß du einem elenden Stücke Geld zu Liebe deinen Zorn überwin¬ den kannst, allein aus Liebe zu Gott es nicht thun magst!" Der Knecht besserte sich, und wurde ein sehr sanftmüthiger Mensch. Laß Gottes Liebe stets dein Herz durchdringen. So wirft du auch das Schwerste leicht vollbringen. Tñ. Der edelgesinnte Schreiner. Ein reicher Gutsbesitzer übergab einem Schreiner einen ererbten Schreibschrank zum Ausbessern, worin ohne sein Wissen eine verborgene Schublade war. Zufällig entdeckte diese der Schreiner und fand darin eine Schachtel mit Edelsteinen von großem Werth. Ein Bekannter war eben zugegen, der sich erbot, die Edelsteine gegen ein Geldgeschenk zu verkaufen. Aber der Schreiner sprach zu ihm: „Freund, was hab' ich für ein Recht an diese Steine? Ob die verborgene Lade hier oder im Hause des Herrn entdeckt wurde, was macht das für einen Unterschied? Nein, Gott bewahre mich vor dem Gedanken einer Unredlichkeit! Sogleich will ich den Schatz bringen, wohin er gehört." Wirklich begab er sich gleich mit der Schachtel zum Herrn und überreichte sie ihm. Dieser ward hocherfreut, nicht blos der Edelsteine wegen, sondern auch, weil jetzt die Unschuld eines stüchtig gewordenen Bedienten bewiesen war. Denn unter