75 VII. Der Mensch. 1. Vorzüge des Menschen vor den Thieren. Das edelste Geschöpf Gottes auf Erden ist der Mensch. Schon fein Körper ist vortrefflicher, als der Körper aller Thiere. Ihm allein ist die aufrechte Stellung ver¬ liehen, durch die er sich vor allen Thieren als ein Geschöpf Gottes höherer Art auszeichnet. Durch sie ist er im Stande, nach allen Gegenden freier um sich her zu schauen, seinen Blick weiter in die Ferne und selbst himmelan zu richten, um die Gestirne und ihren wunderbaren Lauf zu betrachten. Auch dasAngesichtdes Menschen giebt seiner Gestalt einen Vorzug vor den Thieren. Auf dem¬ selben wird die innere Beschaffenheit des Menschen gleich¬ sam, sichtbar. Sanftmuth, Gelassenheit, Schamhaftig¬ keit, Güte, Freundlichkeit, Milde, Aufrichtigkeit, Be¬ scheidenheit, Edelmuth, kurz jede Vollkommenheit seiner Seele, jede liebenswürdige Gesinnung bildet sich ab in den Zügen seines Gesichtes, und verschönert ihn. Gegentheils offenbaren sich in demselben auch seine schlimmen Neigun¬ gen und Gesinnungen, z. B. Unverschämtheit, Hochmuth, Störrigkeit, Arglist, Harte, Grausamkeit, Niederträchtig¬ keit, und machen sein Gesicht unangenehm, widerlich und häßlich. — Über dieses kann der Mensch viele schnelle Ver¬ änderungen, welche in seiner Seele vorgehen, durch Lachen und Weinen, durch Erröthen und Erblassen, und über¬ haupt durch Veränderung seiner Gesichtszüge weit lebendi¬ ger und deutlicher an den Tag legen, und in andern Men¬ schen rege machen, als die Thiere es thun können. — Der Körper des Menschen ist überhaupt weit bildsamer und fähiger zu mancherlei Bewegungen und Ver¬ richtungen, als der Körper irgend eines Thiers. Der Mensch kann, wie viele Wilde in Africa und America, mit der Schnelligkeit des Hirsches laufen; er ist fähig, im Wasser unterzutauchen; fähig, auf mancherlei Arten zu schwimmen, und die Künste der Seiltänzer und Luftsprin¬ ger, ob sie gleich an sich unnütz und zum theile sogar