203 Ein Wiener sodann: «Manch reiches Gewand Entriß ich den Flücht'gen mit dieser Hand.« Ein Anderer:-"Viel Waffen, so Helm als Speer, Errang ich und derlei Gezeugs noch mehr.« Ein Fünfter: «Ich wählte in aller Eil' Kamcele und Pferde zu meinem Theil.« So wußte ein Jeder nach seiner Art Zu sagen, was ihm für Beute ward. Nur Einer im Kreise der Sieger saß. Der über die Andern das Wort vergaß. «Wie stumm doch, Herr Bischof, bekennet auch ihr. Mich dünkt, ihr errangt das Geringste schier.« Herr Kollonitsch, also der Bischof hieß, Entgegnet mit Lächeln; "Eins ist gewiß« «Was ihr auch erlangt durch des Türken Flucht, Nach meiner Beute hat Keiner gesucht.« «Und doch ist's das Köstlichste in der That Was einer erobert vom Schlachtfeld hat.« Darauf winkt er den Dienern, aufthut sich das Thor, Da drängt ein Herr sich von Kindern hervor. Von Knaben und Mägdlein, so zart und hold Die Wangen wie Röslein, die Locken wie Gold. Die sinken aufs Knie vor dem Gottesmann Und schmiegen mit Weinen an ihn sich an. «Das ist meine Beute!« der Bischof sagt, «Nach der hat nicht Einer von euch gefragt.« «Ich fand sie verlassen in Harm und Noth, Erwürgt ihre Mütter, die Vater todt.« «Da führt ich sie alle nach Wien herein, Und will den Verwaisten ein Vater sein!« Und als er zu Ihnen gesagt dieß Wort, Da schwiegen beschämt wohl die Andern dort. Denn was sie auch alle nach Haus gebracht, Nicht gleicht es der Beute die er gemacht.