214 Der Hauptfluß ist die Mosel mit der Saar in der Mitte des Lan¬ des; die Maas oder Meuse im W. und der nach der Marne flie¬ ßende Ornain daselbst. Im Süden entspringt die dem Rhone zu¬ eilende Saone. Mithin gehören sämmtliche fließende Gewässer den Gebieten von vier Hauptströmen an: dem Rhein, dem Rhone, der Seine und der Maas. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist nicht gering, besonders an Getreide. Die beträchtlichen Wälder und Berghöhen, worunter der Wasgau als die vornehmste zu betrachten ist, sind zur Vieh¬ zucht geschickt, liefern viel Holz und bergen zahlreiches Wild in sich. Auch Bergwerke findet man im Lande, und diese liefern Kupfer, Eisen, Salz, Gips, Steinsalz, Zinn und Silber. Die Ein¬ wohner Lothringens sind deutschen Stammes und bekennen sich zur katholischen Kirche, sind aber, und das zu ihrem Ruhme, nicht bigot. Ihre Sprache ist das Französische, bis auf das sog. deutsche Amt, wo deutsch geredet wird. Von jeher zeichneten sich die Loth¬ ringer als gute Soldaten aus. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau, Viehzucht, Wein- und Bergbau, Glasbereitung, Kattunweberei, Fabriken in Likören, Lichten, Fayence, Thonpfeifen, Steingut, Glas, Krystall und gegossenen Spiegeln, Baumwollenspinnerei, Tuch- und Wollweberei, Papierfabrikation, Fabrikation in Messer¬ schmied-, Eisen- und Stahlwaaren (Plombieres), Geigen, Dreh¬ orgeln, Violinbogen, Spitzen, Schnupftabaksdosen und unechten Edelsteinen, Bereitung beliebter Confitüren (Verdun), Salzsiederei, Garten- und Gemüsebau. Die vorilehmsten Fabrik- und Handels¬ örter sind Nancy, St. Quirin, Cirey, Remiremont, Plombierss, Mirecourt, Neufchateau, Bar le Duc, Thionville, Metz und Ver¬ dun. Salzwerke befinden sich zu Chateau Salins, Dieuze, Vic, Moyenvic; berühmt sind die Mineralquellen von Bussang, von deren Wasser jährlich über 20,000 Flaschen versandt werden. Den Handel und Verkehr befördern mehrere Eisenbahnen, z. B. von Metz nach Saarbrücken, von Metz nach Luxemburg, von Metz nach Nancy, von Nancy über Toul nach Bar le Duc, von Nancy über Luneville nach Straßburg, von Luneville nach Epinal. Ueberaus reich sind Lothringens Oerter an geschichtlichen Er¬ innerungen: In der Schlacht bei Nancy i. I. 1477 kam Karl der Kühne von Burgund um's Leben; in Gondreville empfing Karl der Dicke i. I. 884 von den französischen Großen die Hul¬ digung; zu Barennes wurde der unglückliche Ludwig XVI. im Juni 1791 gefangen genommen; Verdun ist durch den Vertrag i. I. 843 berühmt; im schmachvollen Frieden zu Luneville ver¬ lor Deutschland das linke Rheinufer (9. Febr. 1801); im Flecken Dom Remy wurde Johanna d'Arc, die Jungfrau von Orleans, geboren (»nur eines Hirten niedere Tochter aus ihres Königs