66 au- vollem Halse: Tout chaud, tout bouillant les gâteaux de Nanterre (brühwarme Kuchen von Nanterre). Nanterre ist ein Ort einige Stunden von Paris, der schon lange wegen seiner Kuchen berühmt ist. Ein anderer Verkäufer hat Milch- brod und schreit dabei: Marchand de petits pains; regalez- vous-en en passant pour un sou (ber Weißbrodhändler; laßt es euch für einen Sou gut schmecken). Allemal setzt er hinzu ganz warm, wäre cs auch so hart, daß tnan es mit dem Hammer zerschlagen könnte. Oft schreit er sogar: ça biûle, ça brûle! (das brennt, das brennt!) — Ein Wasserträger, der einmal vor einem Weibe vorbeiging, das zu ihren kalten Brödchen ça brûle schrie, schüttete ihr, um sie ZU löschen, ei¬ nen Eimer Wasser darüber. Noch Andere singen: Voilà le plaisir, mes dames, voilà le plaisir! Diese plaisirs des da¬ mes sind eine Art Holippen, oder dünner Waffeln, die von den Pariser Frauen und Mädchen sehr gern gegessen werden. Qui est-ce qui veut boire? (wer will trinken?) schreit dort ein Mann mit einem großen Gefäße, à la fraîche, à ia fraî¬ che! qui est-ce qui a soif . . . tisane à la glace (frisch, ganz frisch; wer ist durstig? eiskalte Tisane). Diese eiskalte Tisane ist ganz warmes Süßholzwasser, wovon der Becker für einen Sou verkauft wird. Außerdem gehen Leute mit Flaschen und Gläsern herum ulid bieten Wein, Bier, Branntwein feil. Auch Kirschen, Aepfel, Trauben werden ausgerufen und ver¬ kauft. — Diese Leute aber besuchen, wie sich von selbst versteht, nicht bloß das Palais royal, sondern überhaupt alle Orte, wo sich viel Volk versammelt. 7. Auvergne, oder das französische Alpenland. Auvergne kann mit Recht die französische Schweiz genannt werden, so wie man einen Theil von Dachsen die sächsische Schweiz nennt. Die ungeheuern Berge, wie der Mont d'or, der Cantal, der Puy-de-Dome, die fetten Alpen, die tiefen Thäler, die reißenden Bergströme, die zahlreichen Viehheerden, die Sennhütten auf den Bergen, dieß alles zusam¬ men genommen gibt dem Lande die Gestalt einer zweiten Schweiz. Doch'muß man gestehen, daß die Berge den großen Schweizer¬ gebirgen bei weitem nicht an Höhe gleich kommen; denn der Mont d'or, als der höchste, hat seinen Gipfel nur 6266 Fuß über dem Meere, da hingegen der Montrosa in Helvetien 14,000 und die Jungfrau 12,652 Fuß hoch sind. Auvergne ist ein Gebirgsland ; wo aber viel hohe Gebirge sind, da bleibt wenig Raum zum Ackerbau. Deswegen gewinnt man da bei weitem nicht den nöthigen Vorrath an Getreide. Desto besser gedeiht dagegen die Viehzucht. Große Heerden Kühe rrnd Ziegen finden reichliche und kräftige Nahrung an dem Ab, hange der hohen und bis zu dem Gipfel der niedern Gebirge.