l42 den bespannten Schlitten nach der Stadt. Neben ihm saß seine Frau, die ein Kind von einem Jahre bei sich hatte, und hinter dem Schlitten auf einer Pritsche stand der Knecht. An dem Rande eines kleinen Waldes sahen die Reisenden etwa ein Duz- zend Wölfe auf sich zukommen. Der Prediger stieß, um die grimmigen Bestien von sich und seiner Frau abzuhalten, ohne Bedenken den Knecht von der Pritsche. Indeß sie über ihn her, sielen, hoffte er, ihnen zu entkommen. Der Knecht, der sich eines so unchristlichen Streichs von einem christlichen Geistlichen nicht versah, suchte sein Leben zu retten und rannte pfeilschnell seitwärts vom Wege ab nach dem nahgelegenen Walde. Die Wölfin, die sich an der spitze des Haufens befand, der seitwärts von hinten herkam, hatte gerade mehr Lust dem Schlitten als dem einzelnen Menschen nachzulaufen. Der Prediger bemerkte es, und wollte sich helfen wie die Schiffer, die im Sturm, wenn das Schiff schon sinken will, ihre kostbarsten Waaren über Bord werfen, und kam auf den teuflischen Einfall, sein eigenes Kind den Wölfen Preis zu geben. Er verlangte daher von seiner Frau, sie solle es unverzüglich vom Schlitten herab werfen. Entschlossen gab die Mutter zur Antwort: Ich will nicht; eher lasse ich mich selbst von den Wölfen zerreißen, als daß ich die Mörderin meines Kindes würde. Jetzt sprang der Prediger, den freilich nur die Verzweiflung zum Unmenschen machte, vom Schlitten herab, um geschwind einen Strang loszuschneiden und das eine Pferd den Wölfen zur Beute zu überlassen; allein es war leider schon zu spät, denn ehe er sein Vorhaben völlig ausführen und sich wieder in den Schlitten setzen konnte, war er schon in den Klauen der Wölfe, die ihn niederwarfen und le¬ bendig verzehrten. Die Pferde aber erschraken so sehr über den Anblick der wüthenden Bestien, daß sie in vollem Galopp mit dem Schlitten Reißaus nahmen. Die Wölfin fand für gut, vor der Hand erst ihre sichere Beute, den Geistlichen, zu verzeh¬ ren, und ihre Gefährten leisteten ihr, wie gewöhnlich, Gesell¬ schaft. Als sie mit ihrer Mahlzeit fertig waren, war schon die Frau des Unglücklichen durch die Geschwindigkeit der Pferde, die bald ein Dorf erreichten, gerettet. Auch der Knecht fand sich wie- der ein. _ V. Schweden und Norwegen. Ansicht von Schweden und Norwegen. Erst seit kurzer Zeit sind Schweden und Norwegen unter einem König vereinigt, denn vorher gehörte Norwegen zu dem däni-