4o6 Akazien und Linden; außer der Stadt haben sie die Alleen und englischen Partieen auf dem ausgefüllten Stadtgraben, und noch andere Belustigungsorre sowohl in der Nahe der Stadt, als auch in weiterer Entfernung von derselben. Daß es auch nicht an Bällen, Konzerten, Schauspielen und andern Vergnügungen fehlt, versteht sich von selbst. Wer aber Zerstreuung oder Gewinn an der Pharobank sucht, der findet da öfters sein Verderben; zu¬ mal da unter den ehrlichen nur allzuhäufig auch falsche Spieler hier ihr böses Wesen treiben. Geistliche Maskeraden zu Trier. So wie in andern Gegenden Deutschlands, werden wohl auch zu Trier, bei zunehmender Aufklärung, besonders unter der preu¬ ßischen Regierung, die ehemaligen geistlichen Maskeraden am Char- freitage eingestellt worden seyn. Ich erzähle aber dessen ungeach¬ tet meinen Lesern, wie es ehedem damit gehalten wurde, denn es ist gut, wenn auch Manches, was jetzt nicht mehr ist, im An¬ denken bleibt, damit die Fortschritte zum Bessern desto fühlbarer werden. Nach uraltem Herkommen fand zu Trier vom Jesuitenkolle¬ gium aus, durch alle Straßen der Stadt, eine Procession Statt, bei welcher der leidende Heiland bald in der Person eines Stu¬ denten , bald eines Sackträgers vorgestellt wurde, begleitet von Schäfern, Schergen, Königen, Juden, Kaufleuten, Hohenprie¬ stern und Leviten, von Schrffern, Kriegsknechten zu Pferd und zu Fuß und überhaupt von allem dem aus der Geschichte des al¬ ten Bundes, das auf den Sündenfall, das Werk der Erlösung und die Auferstehung nur irgend einen Bezug hatte. Den Be¬ schluß machte eine Menge Büßender, die, in alte zerrissene Säcke bis über den Kopf eingehüllt, kreuzweise über einander genagelte Breter oder Balken, oft sehr schwere Kreuze, durch die Straßen trugen. Dieser komisch-andächtige Aufzug machte einen ganz sonderbaren Eindruck auf Zuschauer, die noch nie so etwas gese¬ hen hatten. Vorzüglich auffallend waren unter andern Vater Adam, in Felle gehüllt, eine Schaufel auf der Schulter, und Gleich vor ihm Eva, in dem Schmucke und den neuesten Mode¬ leidern einer Pariser Dame, eine Schlange in der Hand tragend. Eben so waren Esther, Judith und alle Frauen aus dem alten Te¬ stamente, die nur irgend etwas bei diesem Zuge zu thun hatten, gekleidet. Dann folgte Abel, mit Fellen umhängen, von Zeit zu Zeit auf einen blutigen Todtenschädel hinblickend, den er in der Hand hielt, und hinter ihm Kain mit der blutbespritzten Keule. Die Jsmaelitischen Kaufleute, von denen Joseph nach Aegypten gebracht worden war, hatten weiße runde Hüte auf, mit einem grünen Bande eingefaßt, einen grünen Frack, gelbe lederne Hosen, gewichste Stiefeln mit Spornen, und Peitschen in der Hand, womit sie klatschten, übrigens aber zu Fuß gingen.