154 der es beweist, daß ein dankbarer Sohn mehr werth ist, als ein hochmüthiger Rittmeister." Später fand der General Gelegenheit, dem Könige von der kindlichen Achtung zu erzählen, welche der Rittmeister seinen Eltern erwies, und Friedrich II. freute sich sehr darüber. Als Kurz- hagen einst nach Berlin kam, wurde er zur königlichen Tafel gezogen. „Hör' Er, Rittmeister," fragte der König, um seine Gesinnungen zu erforschen, „von welchem Hause stammt Er denn eigentlich? Wer find seine Eltern?" „Ew. Majestät," ant¬ wortete Kurzhagen ohne Verlegenheit, „ich stamme aus einer Bauernhütte und meine Eltern sind Bauersleute, mit denen ich das Glück theile, das ich Ew. Majestät verdanke." „So ist's recht," sagte der König erfreut, „wer seine Eltern achtet, der ist ein ehrenwerther Mann; wer sie gering schätzt, verdient nicht ge¬ boren zu sein." Ephes. 6, 2. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das Verheißung hat. 113. Kindesdank. (Von Heb el.) Ein Fürst traf auf einem Spazierritt einen fleißigen und frohen Landmann bei dem Ackergeschäste an und ließ sich mit ihm in ein Gespräch ein. Rach einigen Fragen erfuhr er, daß der Acker nicht sein Eigenthum sei, sondern daß er als Tagelöhner um fünfzehn Kreuzer arbeitete. Der Fürst, der für sein schweres Re¬ gierungsgeschäft freilich mehr Geld brauchte und zu verzehren hatte, konnte es in der Geschwindigkeit nicht ausrechnen, wie es möglich sei, täglich mit fünfzehn Kreuzern auszureichen und noch so frohen Muthes dabei zu sein, und wunderte sich darüber. Aber der brave Mann im Zwilchrocke erwiderte ihm: „Es wäre mir übel gefehlt, wenn ich so viel brauchte. Mir muß ein Drit- theil davon genügen; mit einem Drittheil zahle ich Schulden ab und das übrige Drittheil lege ich auf Capital an." Das war dem guten Fürsten ein neues Räthsel. Aber der fröhliche Land- mann fuhr fort und sagte: „Ich theile meinen Verdienst mit mei¬ nen armen Eltern, die nicht mehr arbeiten können, und mit mei¬ nen Kindern, die es erst lernen müßen; jenen vergelte ich die Liebe, die sie mir in meiner Kindhen erwiesen haben, und von diesen hoffe ich, daß sie mich einst in meinem müden Alter auch nicht verlaßen werden." — War das nicht artig gesagt und noch schöner und edler gedacht und gehandelt? Der Fürst belohnte die Rechtschaffenheit des wackern Mannes, sorgte für seine Söhne, und der Segen, den ihm seine sterbenden Eltern gaben, wurde ihm im Alter von seinen dankbaren Kindern durch Liebe und Unterstützung redlich entrichtet.