108 Zweites Kap. Von dem Reiche der Teutschen. Indessen beschwichtigte Friedrich, als er gleich darauf nach Italien zog, um die Kaiserkrone zu empfangen, den Papst Honorius HL durch andere Ge¬ fälligkeiten und Abtretungen, wiederholte auch seine schon früher (1213) bei seiner Krönung in Aachen gethane Zusage eines Kreuzzuges. Die Noth der Christen im heiligen Lande war dringender, als je, und Friedrich, als Verlobter Johannens von Brienne, der Erbin vom Königreich Je¬ rusalem, hatte persönliches Interesse an deren Rettung. Aber noch ange¬ legener waren ihm die Sorgen für seine europäischen, zumal für seiue italienischen, von den heftigsten Unruhen bewegten Reiche. Daher verzögerte er nach Möglichkeit die Erfüllung des — wiewohl feierlich gethanen und durch angedrohten Kirchenbann befestigten — Versprechens bis in's zwölfte Jahr (1227), da er endlich, den Aufforderungen Gregor's IX. (Nachfolgers von Honorius III.) nachgebend, sich zu Brindisi einschiffte, aber bald durch Erkrankung zur Rückkehr gezwungen ward. Sofort sprach Gregor den Bannfluch über den Wortbrüchigen, und rief die Christenheit auf zum Kriege wider ihn und sein Haus. Vergebens recht¬ fertigte sich der Kaiser in nachdrücklichen Schuzrcden, die er an alle Mächte erließ, vergebens that er gleich im folgenden Jahre den Kreuzzug. Es schien doppelte Sünde, ohne Lossprechung vom Kirchenbanne im heiligen Kriege zu streiten. Daher erneuter Fluch, Verkündung desselben auch im Morgenlande, auf daß durch keinen Unwürdigen Christi Grab befreit werde, im Abendlande aber rastloses Aufgebot fanatischer oder feiler oder aus politischen Gründen wider Friedrich erbitterter Feinde. Die Fluren Italiens wurden verwüstet durch das „Kriegsheer Christi" und durch die „Schlüsselsoldaten." Die lombardischen Städte freuten sich der günstigen Gelegenheit zur Befesti¬ gung ihrer Macht. Johann von Brienne, treulos und herrschsüchtig, eroberte Neapel. Auf solche Botschaft eilte Friedrich, mit dem Sultan Meledin Frieden zu schließen, damit er die Waffen wider den gefährlicheren Feind, wider den Papst, wende. Troz aller Hindernisse, welche dieser ihm aufgereget, durch Tapferkeit, Weisheit, überhaupt durch den Eindruck seiner persönlichen Größe hatte er die Ungläubigen besiegt und ihre Verehrung gewonnen. Er erhielt Jerusalem, dessen Krone er sich auf's Haupt sezte, mit den übrigen heiligen Orten zurück, und kehrte heim, um durch schnelle Schläge die Heere des Papstes niederzuwerfen, den Papst selbst aber durch demüthige Bitte zu ver-