219 wesentlich zum Siege am weißen Berge und zur Unterwerfung Böhmen- bei und wußte den katholischen Waffen das Uebergewicht in der Rhein- Pfalz zu sichern, indem er den Markgrafen Friedrich von Baden bei Wimpfen (6. Mai 1622) und den Herzog Christian von Braunschweig bei Höchst (10. Juni 1622) und bei Stadtlo (6, August 1623) auf'S Haupt schlug. Im Jahre 1625 erhielt er auch den Oberbefehl gegen den König Christian IV. von Dänemark, der als Oberster des niedersäch¬ sischen Kreises ein zahlreiches Heer gesammelt hatte. Nach vielen Hin- und Herzligen traf er mit ihm 1. August 1626 bei Lutter*) am Ba¬ renberge zusammen. Die dänischen Truppen hielten den ersten Angriff nicht allein aus, sondern gingen Ihrerseits vor und brachten das feindliche Fußvolk zum Weichen. Da aber ließ Tilly drei Regimenter schwerer Rei¬ terei einhauen. Die Dänen wurden geworfen und völlig besiegt. Sech¬ zig Fahnen, die sämmtlichen Kanonen und das ganze Gepäck ging verlo¬ ren, viele Offiziere blieben todt auf dem Platze, und gegen 4000 von den Gemeinen. Der König selbst war nur durch die Schnelligkeit seines Pferdes gerettet worden. Tilly demüthigte nun die niedersächsischen Bun¬ desgenossen und rückte daraus mit Wallenstein, der unterdeß aus Ungarn zu neuem Kamps herbeigeeilt war, in Holstein ein. Die beiden Generale trennten sich aber bald wieder, und während Wallenstein die weitere Ver¬ folgung des flüchtigen Dänenkönigs übernahm (er bewilligte diesem 1629 zu Lübeck einen günstigen Frieden), ging Tilly hinter die Elbe zurück, um jedem Einfall der Holländer begegnen zu können. Seit Wallenstein (vergl. K. 1. S. 198—204) ein kaiserliches Heer auf¬ gestellt hatte (im Jahre 1625), war die Ligue und mit ihr Tilly bedeutend in Schatten getreten. Das änderte sich aber, als Ferdinand II. auf dem Reichstage zu Regensburg (1630) zur Absetzung seines Generalissimus be¬ stimmt wurde. Wallenstein mußte den Feldherrnstab aus den Händen legen und Tilly erhielt nun auch den Oberbefehl über das kaiserliche Heer, so * daß ihm die gesammten Streitkräfte des katholischen Deutschlands gehorchten. 2. Die Zerstörung Magdeburgs 10. Mai 16 31. Wie im Schmalkaldischen Kriege, so hatte sich die Stadt Magdeburg auch jetzt als inuthige Vertheidigerin des evangelischen Glaubens gezeigt. Sie war die einzige unter den deutschen Städten, welche sich der Ausführung des Re¬ stitutio nsediktes (gegeb. 1629) widersetzte und die erste, welche sich mit den in Pommern gelandeten (am 24. Juni 1630) Schweden verbündete. Gustav Adolf, welcher in Magdeburg einen wichtigen Waffenplatz erkannte, freute sich über das Entgegenkommen der Stadt und gab ihr in dem Obersten Dietrich von Falkenstein einen wackeren Kommandanten. Allein Tilly begriff gleichfalls, wie viel auf den Besitz Magdeburgs an¬ komme, und eilte, dasselbe vor dem Könige zu gewinnen. Noch im Win¬ ter des Jahres 1630 mußte sich der kaiserliche General Pappenheim mit 10,000 Mann der Stadt nähern und im April (1631) rückte Tilly lelbst mit 30,000 Mann heran und begann sofort die Belagerung. Ein Außenwcrk nach dem andern wurde erstürmt, und nach 4 Wochen waren die Kaiserlicken bis an die Stadtmauer vorgedrungen. Bald fielen auch ') Lutter, Dorf am nordwestlichen Abhang deS Harzes im Hcrzogthum Braunschweig, nordwestlich von GoSlar.