585 Erst unter Cosmuß III. (1670— 1723) schwand der Eifer für die Beförderung wissenschaftlicher und künstlerischer Interessen sowie der Einfluß des Großherzogthums auf die italienischen Verhältnisse. Cos- mus war nur bemüht, sich die Gunst Ludwigs XIV. zu erhalten, und die Sucht nach Prunk sowie die ungemefsene Freigebigkeit an Kirchen und Klöster zerrütteten die Finanzen des Staates. Als Johann Gaston, der Sohn von Cosmus III., ohne einen Erben 1737 starb, kam daß Großherzogthum Toskana an Franz Stephan, den Gemahl der Maria Theresia. Nach dem Tode von Franz I (1765) folgte des¬ sen zweiter Sohn Leopold in der Regierung von Toskana. Er rich¬ tete eine verständige Staatsverwaltung ein, vereinfachte die Gesetzge- bring, gab den Handel frei und gewöhnte seine Unterthanen an Thä¬ tigkeit und Kunstfleiß. Aber seine Versuche, das herrschende Sittenver- derben durch strenge Aufsicht zu zügeln, entzogen ihm die Liebe des Volkes, sowie seine kirchlichen Reformen bei der Geistlichkeit Widerstand fanden. Unter den Staaten Italiens bewies die Republik Venedig die meiste Selbständigkeit und Kraft; sie sah in der zweiten Hälfte deß 17. Jahrhunderts durch daß Glück ihrer Waffen und die Geschicklichkeit ihrer Seemacht eine schöne Abendröthe des früheren Glanzes. Von al¬ len früheren Besitzungen im griechischen Archipel und an den Küsten deß Peloponnes waren den Venetianern, nach vier großen und blutigen Kriegen mit den Türken im 15. und 16. Jahrhundert, nur Candia, Tine, Paros, Zante, Cefalonia und einige kleinere Inseln geblieben. Mitten im Frieden, während man die Venetianer durch eine Ruhe von mehr als sechzig Jahren in der größten Sorglosigkeit glaubte, griffen die Türken (1645) mit einer bedeutenden Macht Gandia an. Vier und zwanzig Jahre lang wurde der Krieg mit großer Erbitterung und Anstrengung geführt. Zwar mußten die Venetianer den Türken Candia mit Ausnahme einiger Hafenorte überlassen (1669), aber mit Ruhm und Ehre ging die Republik aus diesem Kampfe gegen die Uebermacht der Osmanen hervor. Die Seemacht und die Vertheidiger Candia's hatten den alten Ruf der venetianischen Tapferkeit nach langer Waffen¬ ruhe erneut. Ein Geist des Muthes und frischer Kriegslust hatte sich unter dem jungen Adel verbreitet, der seit einem halben Jahrhundert nur den üppigen und schwelgerischen Genüssen gelebt hatte. So geschah es, daß der gefeierte Vertheidiger Candia's, Morosini, als er 1684 auf einen Angriffskrieg gegen die Pforte drang, diese Absicht durchsetzte. Die Lücken waren unter den Mauern Wiens entscheidend geschlagen worden (1683), die Deutschen drangen mit siegreichen Waffen in Un¬ garn, die Polen in der Moldau und Walachei vor, und 1686 erklärten auch die Russen den Türken den Krieg. Es war der. günstigste Augen¬ blick sich der allgemeinen Bewegung Osteuropa's, wie sie zuvor noch nie gegen die Osmanen stattgefunden hatte, mit allen Kräften anzu¬ schließen. Zu Linz schloß Venedig mit dem Kaiser Leopold und mit Johann Sobiesky ein Bündniß (1684). Morosini führte als General- capitän die venetianische Flotte und richtete seine Angriffe besonders ge¬ gen den Peloponnes. Die Venetianer kämpften so glücklich, daß im Frieden zu Carlowitz (1699) die Republik im Besitz Morea's blieb. Venedig.