4 ders/ indem er rief: „Ich mag gar nicht hingehen/ Franz/ kannst Du eS denn nicht allein thun?" „Ja," entgegnete Franz/ „das will ich/ denn ich fürchte mich nicht / allein zu gehen; ich wartete nur auS Gefälligkeit gegen Dich/ weil ich dachte/ Du wolltest auch gern die Wahrheit sagen." Robert: Ich gedenke auch die Wahrheit zu sagen/ wenn ich gefragt werde; aber ich brauche doch jetzt nicht hinzugehen/ da es mir nicht ansteht; und warum mußt Du denn jetzt gehen/ Franz? Kannst Du nicht auch hier warten? Mutter wird die Milch gewiß sehen/ wenn sie herein kommt. Franz sagte nichts weiter/ als aber sein Bruder durchaus nicht mit ihm kommen wollte / ging er allein. Er öffnete die Thür des nächsten Zimmers/ in welchem/ wie er glaubte/ seine Mutter noch immer plättete; aber als er in dasselbe trat / sah er/ daß sic indeß weggegan¬ gen war. Er dachte bey sich: sie wird hingegangen seyn/ um mehr Kleider zum Platten zu holen; die Kleider hin¬ gen/ wie er wußte/ auf den Gebüschen im Garten/ und da er sie dort glaubte / lief er ihr nach, um ihr zu erzäh¬ len/ waS sich inzwischen zugetragen hatte. Nun blieb Robert/ als Franz weggegangen war/ al¬ lein im Zimmer zurück/ und während dessen Abwesenheit dachte er nur auf Entschuldigungen/ die er wegen des Vorgefallenen bey der Mutter vorbringen wollte. Es that ihm sehr leid / daß Franz hingegangen war/ um die Wahrheit zu sagen/ und er sprach bey sich selbst: „Wenn wir Beyde nur sagen wollten/ daß wir es nicht gewesen wären/ so würde sie eS glauben/ und wir erhielten dann doch Milch zum Abendbrote; es verdrießt mich sehr/ daß er hingegangen ist/ ihr die Wahrheit zu gestehen!" Gerade/ alS»er dieses bey sich selbst sagte/ hörte er die Stimme seiner Mutter/ die die Treppe herunter kam.