208 Nosamunde seufzte/ und sagte/ wenn Nelken so lange Zeit zum Wachsen gebrauchten/ so wollte sie lieber Riech- erbsen/ oder sonst etwas haben; und daher fragte sie ihre Mutter/ was wohl am schnellsten von demjenigen aufkä¬ me/ was sie pflanzen könnte. Die Mutter sagte ihr/ sie glaubte/ daß Senf und Kresse diesem Zwecke am meisten entsprechen würden/ wenn sie darauf bestände / etwas zu haben/ das mit der größten Schnelle wüchse. Senf/ verglichen mit Nelken/ Riecherbsen oder Fe¬ dernelken / paßten nicht ganz zu RosamundenS Laune. Sie erinnerte sich nun der Schüsseln voll Erbsen und Boh¬ nen/ die ihr Bruder Orlando gezogen/ und von denen sie voriges Jahr gegessen hatte. Sie schwankte lange zwi¬ schen den nützlichen und den schönen/ zwischen den lang¬ sam und den schnell wachsenden Pflanzen- «Wenn Du entschieden hast/ mein Kind/" sagte die Mutter/ «so bitte Deine Schwester Laura/ die Namen der Sämereyen niederzuschreiben, die Du zu haben wünschest; aber sprich mir nicht mehr von der Sache/ weil ich jetzt lesen will. Ich habe dem Wechsel Deiner Meinungen nun beynahe eine Viertelstunde zugehört." «Ich habe nun völlig entschieden/ Mutter/» antwor¬ tete Rosamunde; es thut mir nur leid/ daß ich nicht al¬ les haben kann/ was ich wünsche.» «Das kannst Du in der That nicht/ mein Kind/ noch sonst irgend Jemand; deswegen mache den Anfang damit/ Dich für das zu entscheiden, was Du am meisten wün¬ schest, dann laß uns sehen, ob es möglich ist, es zu be¬ kommen. Ist es zu bekommen, desto besser, ist es nicht, so mußt Du überlegen, waS Du darnach am liebsten lei¬ den magst und so fort. Nimm Dir einen ganzen Tag, es zu überlegen, wenn ich Dir rathen soll, denn sobald Du mir Deine Liste der Sämereyen gegeben hast, werde ich