188 nicht wenig beiträgt. Freilich ist der Ertrag derObstbäume etwas unsicherer, als der des Ackerfeldes, da Frost, Nässe, Hagel, Sturm und andere Wit¬ terungsverhältnisse und fast ebenso oft Raupenfraß die Hoffnungen des Obst- züchters vernichten. Dagegen bringt aber auch ein guter Obftbaum im glück¬ lichen Falle wohl zehnmal so viel ein, als der von ihm beschattete Boden, wenn derselbe mit anderen Gewächsen bepflanzt wäre. Und dieser Boden ist ja auch nicht ganz ohne Ertrag, wenn gleich nlchj alle Gewächse unter dem Schatten der Obstbäume gedeihen, und' wenn schon alle wenigstens min¬ der kräftig wachsen als im Freien. Man unterscheidet vornehmlich zwischen Kern- und Steinobst, doch sind die Nüsse (das Sebalobst), darunter nicht mttbegrtffen. Das Kernobst läßt sich auf dreifache Weise veredeln, durch Okulireu, durch Pfropfen und durch Kopuliren. In dem ersten Falle wird ein Auge aus der Rinde eines ver¬ edelten Baumes sorgfältig ausgeschnitten und in die aufgeschlitzte Rinde des unedlen Stämmchens eingesetzt. Erst nachdem daö Auge getrieben hat, nimmt man dem Bäumchen die wilden Zweige. Beim Pfropfen dagegen wird das zu veredelnde Stämmchen in einiger Hohe abgesägt und ein ed(es Reis zwi¬ schen das Holz und die Rinde eingefügt, die Wunde dann verbunden. Aehn- lich verfährt man bei dem Kopuliren,' wo man auf noch dünne Stämmchen Reiser von gleicher Dicke mit schiefem Schnitte genau paßt und festbindet. Die letztere Art ist die vollkommenste, aber auch am künstlichsten auszuführen. Steinobst wird fast immer okulirt. Acpfel- und Birnbäume sind einander so ähnlich, daß sie in der Jugend oft kaum unterschieden werden können. Später geht der Birnbaum mehr in die Hohe, der Apfelbaum breitet sich mehr seitwärts ans und hängt gern seine Aeste nach der Erde zu. Im Durchschnitte werden die Birnstämme großer, und das Holz ist vorzüglicher zu Tischlerarbeiten. Die Blätter des Birnbaumes sind grüner und glätter als die des Apfelbaums; auch die Blü¬ then sind grüner und glätter als die des Apfelbaums; auch die Blüthen sind verschieden', jene nämlich weiß und langstielig, diese röthlich und mit ganz kurzen Stielen. Auch an der Frucht selbst finden ähnliche Unterschiede statt, > doch gibt es mitunter so rundliche Birnen, daß sie mit Aepfeln leicht ver¬ wechselt' werden. Das Fleisch der Aepfel ist aber fast immer fester als das der Birnen, darum auch meistens dauerhafter. Doch ist cs darum niemals steinig oder körnig, oder umgekehrt breiartig, wie dies bei manchen Birnen der Fall ist. Von den Aepfeln sind die vorzüglichsten die Borsdorfer, die Madäpfel, die Reinetten (Rauau); von Birnen: die Bcrgamotte, die weiße und graue Butterbirne, die Muskateller u. s. w. Wenn übrigens Aepfel und Birnen auch weniger nutzbar wären, als sie sind, so muß man doch be¬ kennen, daß ein solcher Obstbaum zweimal im Jahre einen so herrlichen An¬ blick gewährt, daß man ihn für eine Zierde der ganzen Umgebung achten muß, einmal zur Zeit der Blüthe und zweitens gegen die Zeit der Reife der Früchte, wo der Segen Gottes uns gewissermaßen aus dem grünen Laube entgcgenlacht. Wie oft bedürfen solche Bäume der Stützen, wie beugen sie sich unter ihrer prächtigen Last! Und die Obsternte ist gewiß eine der er¬ freulichsten für Jung und Alt. Auch das Steinobst nimmt Theil an dieser natürlichen Schönheit, wenn auch sein Nutzen vielleicht etwas geringer sein sollte, als der des Kernobstes. Denn da es sich ungetrocknet nicht lange aufbewahren läßt, auch zum Kochen und Keltern meistens zu wäßrig und zu voll Säure ist, so muß es oft in wenigen Tagen weggeschafft werden. Auch thun die Vögel an den Kirschen wett mehr Schaden alö die Wespen etwa an den Birnen. Ueberdieö sind