87 Züge aus Hannibals Leben. wieder als Gefangener nach Karthago zurückzukehren, falls in Rom nichts ausgerichtet würde. Nichts desto weniger widerrieth er dem wankenden Senate in Karthago's Gesuch einzugehen und ermunterte seine Landsleute zur standhaften Fortsetzung des Krie¬ ges. Denn er wußte, daß die feindliche Stadt an Geld und Mannschaft erschöpft in kurzer Zeit genöthigt seyn würde, um jeden Preis den Frieden zu erkaufen, und die Vaterlandsliebe war bei ihm stärker, als die Liebe zu Verwandten, Freiheit und Leben. Er kehrte also trotz der rührendsten Bitten seiner Gattin, seiner Söhne und Freunde mit bcn erbitterten Gesandten in die Gefangenschaft zurück, und soll dort unter großen Martern ge¬ storben seyn. Züge aus Hannibals Leben. (247—177 v. Chr.) Hannibals Ing über die Alpen. Dieser berühmte Karthager war ein Sohn des Hamilkar Barkas. Kaum neun Jahre alt, als sein Vater den Ober¬ befehl in Spanien erhielt, ließ er nicht nach mit Bitten, bis dieser ihn mitzunehmen versprach, und leistete mit Freuden den verlangten Eid, ein unversöhnlicher Feind der Römer zu seyn. Und nie ist ein Schwur besser gehalten worden. Aufgewachsen im Lager, von zarter Jugend an alle Beschwerden und Entsa¬ gungen des Krieges gewöhnt, wurde er im sünfundzwanzigsten Jahre von seinem Heere zum Feldherrn erwählt. Er vereinigte die größte Kühnheit mit seltener Umsicht und Geistesgegenwart, war für Strapazen und Nachtwachen, Hitze und Kälte, Hilnger und Durst beinahe unempfindlich. Er kleidete sich wie der ge¬ meine Krieger, und oft sah man ihn mitten unter den Wachen auf bloßer Erde liegen. Im Treffen war er der Erste und Letzte. Der Soldat hing mit schwärmerischer Liebe an ihm und scheute unter seiner Anführung keine Gefahr. Hannibals längst geheg- Hugendubel, Weltgeschichte. 7