Karl d. Gr. 9 Waffen weg zu thun und nicht Böses mit Bösem zu vergelten, sondern sich mit ihm der Gnade Gottes zu empfehlen. Indem er das sprach, stürzten sich die Heiden auf ihn und durchbohrten ihn und die meisten seiner Gefährten. So endete der fromme Mann, der für Deutschland so viel gethan hat, sein Leben am 5. Juni 755. 4. Karl d. Gr. (768—814)* Karl d. Gr. war der Sohn und Nachfolger Pipins des Kleinen und beherrschte das große fränkische Reich als ein gar gewaltiger Fürst. Er hob daffelbe nicht nur auf den Gipfel seiner Macht, sondern that auch in jeder Beziehung viel für Deutschlands Wohl¬ fahrt. Körperlich war Karl groß und so stark, daß er einen völlig geharnischten Mann mit Leichtigkeit in die Höhe heben und sogar eine Zeit lang schwebend erhalten konnte. In diesem kräftigen Körper wohnte eine gleich kräftige Seele, erfüllt von tiefem Ernst und ungeheuchelter Frömmigkeit. Im Ganzen hat Karl 42 Feld¬ züge geführt, und zwar größtentheils siegreich. Die meisten von ihnen waren gegen die Sachsen gerichtet, welche fortwährend Raub¬ züge in's fränkische Gebiet unternahmen. Sie währten 33 Jahre und endigten damit, daß sich die Sachsen mit ihrem tapferen An¬ führer Wittekind unterwarfen und versprachen, das Christen¬ thum anzunehmen. Darauf wandte sich Karl gegen die neben den Sachsen wohnenden Wenden, ohne jedoch viel gegen sie auszurichten. Da das große fränkische Reich aus sehr verschiedenen einzelnen Theilen bestand, so war Karl bemüht, in dasselbe die größt¬ möglichste Einheit zu bringen. Es wurde in Gaue abgetheilt und über jeden einzelnen Gau ein Graf gesetzt, welcher in dem¬ selben Recht zu sprechen, die Steuern zu erheben, auf Ordnung und Sicherheit zu sehen und den Heerbann anzuführen hatte. Mehrere Gaue standen unter zwei Send grafen (königliche Commissarien), welche jährlich einmal in ihrem Bezirk umher¬ reisen, selbst Alles prüfen und darauf Bericht an den Kaiser ab¬ statten mußten. Letzterer bildete den Mittelpunkt des Ganzen und versammelte jährlich einmal um sich den Reichstag, um mit ihm die wichtigsten Angelegenheiten des Landes zu besprechen. — Ganz be¬ sonders lag Karln das Wohl der Kirche am Herzen. Darum sorgte er für Anstellung tüchtiger Geistlichen; auch ließ er sie ab und zu zu Synoden zusammentreten, damit sie sich über kirchliche Dinge