117 ohne Furcht vor den Gefahren der Reise und vor dem wilden Volke, wieder nach Friesland. Viele ließen sich dort von ihm taufen, aber 755 wurde er bei Dockingen erschlagen. May hat ihn den Apostel der Deutschen genannt. Zwar war schon vor seiner Zeit unter manchen deutschen Völker¬ schaften das Christenthum bekannt und geliebt; zwar sind andere deutsche Völkerschaften, z. B. die Sachsen, erst nach ihm vom Heidenthume zum christlichen Glauben bekehrt wor¬ den, aber das bleibt doch unbestritten, daß er in viele Gegen¬ den Deutschland's zuerst die Kunde vom Erlöser gebracht und sie in anderen, wo schon vor ihm das Evangelium gepredigt worden, befestigt hat. 8. 13. Pipin starb 768, und seine beiden Söhne Karl und Karlmann folgten ihm in der Regierung. Nach des Bruders Tode 771 vereinigte Karl das ganze Reich unter seinem Scepter. Er war ein gewaltiger Mann und hat sich durch wahrhaft große Thaten den Beinamen des Großen erworben. Siegreich focht er gegen die kriegerischen Sachsen, die er nach 30jährigem Widerstande (772—803) bezwang, gegen die Longe¬ bärden, deren König Desiderius er ins Kloster schickte und deren Reich in Italien er ein Ende machte (774), gegen die Araber, denen er Spanien bis an den Ebro wegnahm und als spanische Mark mit dem Franken¬ reiche vereinigte (778), gegen die Avaren, ein nach Europa eingewandertes tatarisches Nomadenvolk, das er bis an den Raabfluß zurückdrängte (791—796), gegen die Slaven an der Ostsee und in Böhmen und gegen die Völker im heutigen Dänemark (804 rc.). Sv erweiterte er die Grenzen des Frankenreiches von der Ost- und Nordsee bis tief in Italien hinein, und vom Ebro bis an die Elbe und Raab, und weil er als unumschränkter Gebieter über den größten Theil des alten weströmischen Kaiserthums herrschte, setzte ihm der Papst Leo III. am Weihnachtsfeste 800 in der Pe¬ terskirche zu Rom die Kaiserkrone auf. Er starb am 28. Januar 814 und hinterließ das große Reich seinem einzigen ihn überlebenden Sohne Ludwig.