Poetischer Theil I. Unsere M ^Muttersprache, Mutterlaut, Wie so wonnesam, so traut! Erstes Wort, das mir erschallet, Süßes, erstes Liebeswort, Erster Ton, den ich gelallet, Klingest ewig in mir fort. Ach! wie trüb ist meinem Sinn, Wenn ich in der Fremde bin, Wenn ich fremde Zungen üben, Fremde Worte brauchen muß, Die ich nimmermehr kann lieben, Die nicht klingen als ein Gruß. Sprache, schön und wunderbar, Ach, wie klingest du so klar! Will noch tiefer mich vertiefen utter spräche. In den Reichthum, in die Pracht, Ist mir's doch, als ob mich riefen Väter aus des Grabes Nacht. Klinge, klinge fort und fort, Hcldcnsprache, Liebeswort, Steig' empor aus tiefen Grüften, Längst verschottnes altes Lied! Leb' aufs neu in hetl'gen Schriften, Daß dir jedes Her; erglüht. Überall weht Gottes Hauch, Heilig ist wohl mancher Brauch. Aber soll ich beten, danken, Geb' ich meine Liebe kund, Meine seligsten Gedanken, Sprech' ich, wie der Mutter Mund! (Max v. Schenkendorf.) n. Das Kind der Sorge. Einst saß am murmelnden Strome Die Sorge nieder und sann; Da bildet im Traum der Gedanken Ihr Finger ein thönernes Bild. — »Was ist das, sinnende Göt¬ tin?« — »Wohlan denn! — Lebe! — Es lebet, Und mein sei dieses Geschöpf.« — Dagegen erwiedert die Sorge: »»Nein! laß es — laß es mir, Herr! « « Fragt Zeus, der eben ihr naht. — »»Ein Bild von Thone gebildet; Beleb's! — ich bitte dich, Gott!«« »»Mein Finger hat es gebil¬ det.« « »Und ich gab Leben dem Thon,«