115 als fie ziehen können — oder giebt ihnen unreines schlechtes Futter, oder zur Unzeit, wann es ihnen schadet — ooer läßt sie ungeputzt auf unreiner Streu in ihrem Miste verderben? Fritz. Nein, Herr, das wäre ein schlechter Knecht. Herr. Da nun der Knecht, von dem du sagtest, er harte sich nicht gescheut, aus Liebe zu seinen Pferoen, des Nachts vom Gehenkten heimlich einen Lappen zu holen, daniit eine so große Probe seiner Liebe zu den Pferden gab; meinst du, daß er auch nicht an diese leichtern Stücke werde Fleiß gewendet haben?' Und wenn das ist, was ist natürlicher, als daß die Pferde, die bei dem vorigen Knecht, der vermuthlich keine Liebe zu sei¬ nem Vieh trug, abgenommen hatten, bei diesem Knecht, der sie so gern empor bringen wollte, wieder in Auf¬ nahme gekommen sind? Gewiß, Fritz, der Lappen half weiter nichts, als daß er den Vorsatz des Knechts be¬ wies und bestätigte, nämlich seine magern Pferde durch alle nur mögliche Mittel wieder zu Fleisch und Kräften zu bringen. Fritz. Herr, ihr werdet wohl recht haben. Aber in meinem Dorfe glaubten alle Leute, daß es der Lap¬ pen gethan hätte. — WaS der Mensch recht ernstlich will, das richtet er auch aus, wenn er kann. Wenn man llun vielerlei Mittel zugleich braucht, und es erfolgt, was man wünscht, so ist es ein gewöhnlicher Felder der meisten Menschen, daß sie dem unwahrscheinlichsten Mit¬ tel, wenn es nur etwas besonderes an sich hat, diesen Erfolg zuschreiben, d. h. sie nehmen etwas für die Ursache einer Wirkung an, die es weder ist, noch seyn kann« 162. Das entdeckte Gespenst. An einen Kirchhof atiesa ein Garten, Worin viel' Obst war. Böse Buben pflegten des Nachts in diesen Garten zu steigen und Obst zu stehlen. Damit aber keiner über den Kirchhof gehen, und sie stören möchte, so musste einer von ihnen ein weisses Hemde überziehen, und auf dem Kirchhofe des Nachts spa¬ zieren gehen. Einst sollte ein gewisser Mensch, der H 2