127 Warm sie auf das Gute oder auf das Böse gerichtet? Woran dachte ich am liebsten und wann ich allein war? Bestritt ich auch in mir ein unerlaubtes Verlangen? Schüler. Gewiß, das letzte ist nöthig. Lehrer. Warum das? Schüler. Oft kann ich einen bösen Vorsatz nicht ausführen, weil ich gehindert werde. Er wird da zwar nicht zur Handlung, aber dadurch wird doch meine Ge¬ sinnung nicht besser. Lehrer. Nun, kannst du mir sagen, was das heißt: sich selbst prüfen? Schüler. Sich nicht allein fragen: Wie waren heute deine Handlungen? sondern auch: Wie waren deine Gedanken, Absichten und Vorsätze beschaffen? Lehrer. Warum ist daö erste nicht genug? Schüler. Damit ich wich nicht selbst berrüge, und mich für besser halte, als ich bin, und damit mir das Gute zur Gewohnheit werde, und auch nicht einmal ein böser Gedanke in mir aufsteige. Lehrer. Wie verbindest du damit die dir bekannten Lehren von Ursachen und Wirkungen, oder Folgen? “ Schüler. Die Ursach aller bösen Handlungen sind böse Gedanken, Absichten und Vorsätze. Denn man thut gewöhnlich, was nran will, wenn man kann. Wer also von der Folge dieser bösen Gedanken, Absichten und Vorsätze, nämlich von bösen Handlungen frei zu bleiben wünscht, der muß ihre Ursach, nämlich die bösen Ge¬ danken wegschaffen. Lehrer. Wie schafft man aber böse Gedanken am besten weg? Schüler. Wenn man Gott als seinen Herrn, Beschützer und Wohlthäter liebt, und sich gewöhnt, täg¬ lich oft zu Gott zu beten. Lehrer. Ist dazu allemal ein Gebetbuch oder ein auswendiq gelerntes Gebet unumgänglich nöthig? Schüler. Nein, lieber Lehrer. Darf ich doch meinem leiblichen Vater meine Noth mit meinen eigenen Worten klagen. Lehrer. Ja wohl. Und Gott hat dein Gebet nicht nöthig, um zu erfahren, was dir fehlt, sondern du hast das Gebet nöthig, um dich durch das Andenken