161 Mutter. Und du, Jones, du kleiner Schelm! Du lachst? Du hast Tücke im Sinn; wie willst du es machen? Jones. — Ins Maul steck' ich's ihm, mein Brod, Mutter! wie du mir's machst, wenn du lustig bist. — Er muß mir die Augen zuthun und das Maul auf — dann lege ich's ihm zwischen, die Zahne. — Er wirk) lachen, Mutter; gelt! er wird fachen? Mutter. Das ist alles recht, Kinder! Aber ich muß euch doch etwas sagen: ihr müßt das Brod den Kindern still und allein geben, daß es Niemand sehe, und man nicht meine, ihr wolltet nach Ruhm haschen; denn das würde gar unartig seyn. Niklas. Potz tausend, Mutter! so muß ich mein Brod auch in die Tasche stecken. Mutter. Es versieht sich, Niklas! Life. Ich habe mir daS wohl eingebildet, Mut¬ ter! und sagte es vorher — ich wollte es so machen. Mutter. Du bist immer die allerwitzigste, Lise; ich habe nur vergessen, dich dafür zu rühmen —• du thust also wohl, wenn du mich darum mahnst. Lise erröthete und schwieg. — Da sagte die Mut¬ ter: „Ihr könnt jetzt gehen, Kinder! Aber denkt an das, was ich euch sagte." Da gingen die Kinder. Niklas läuft und springt, was er vermag, die Straße hinunter zu des Rudelis Hause. Er trifft ihn nicht auf der Gasse an, hustet, räuspert sich, ruft ihm — aber er kommt nicht an's Fenster. Niklas sagt zu sich selber: was soll ich jetzt ma¬ chen? Soll ich in die Stube? Aber ich soll's ihm allein geben; ich will doch gehn und ihm nur sagen, daß er heraus auf die Gasse komme. Der Nudeli saß eben mit seinen Geschwistern neben dem offenen Sarge der lieben gestorbenen Großmutter; der Vater und die Kinder redeten alle mit Thränen von der großen Treue und Liebe, die ihnen die Mutter in ihrem Leben erzeigt hätte — und der Vater und der Rubelt weinten ob dem letzten Kummer der guten Frau, wegen der Erdäpfel, und versprachen vor dem offenen Sarge der Großmutter ihrem lieben Gott im Himmel, in keiner Noth, auch wenn sie noch so sehr hungern