79 ich möchte nur einmal Feigen essen. Er dachte daran, schnell in den Garten zu gehen, Feigen zu pflücken und damit fortzulaufen. Der Mund wässerte ihm nach der süßen Frucht und sein Herz begehrte darnach. Schon wollte er hineingehen; aber plötzlich dachte er: Nein, stehlen ist bös und sündhaft; fort! ich will keine Feigen nehmen, und ging weiter. 10. Fortsetzung. Als er wieder eine Strecke gegangen war, sah er einen Knaben unter einem Baume liegen und schlafen. Dieser Knabe hatte den Anton vor einigen Tagen ge¬ schimpft, gestoßen und geschlagen. Ei, dachte Anton, jetzt ist's gerade recht, jetzt will ich den bösen Buben auch schlagen und stoßen und seinen Korb in den Bach hinab werfen; er hat mir ja auch so viel Leides ge¬ than. — Schon nahte er sich dem Schlafenden, um sich zu rächen; doch plötzlich hielt er inne und dachte: Nein, es ist nicht gut, andern Menschen Leides zuzufügen; er¬ ging fort und rächte sich nicht. 11. Fortsetzung. Wie nun Anton so des Weges hinging, sah er etwas Glänzendes auf dem Boden. Er fand ein sehr schönes Federmesser. Das freute ihn ungemein; denn er hätte schon lange gern ein Federmesser gehabt. Er steckte es in die Tasche und dachte: Nun, wenn es Niemand verlangt, so kann ich's behalten, und es gehört mir. So ging er fort. Da begegnete ihm der reiche Mann, dem jener Garten mit den Feigen gehörte, und suchte auf dem Boden herum. Da dachte Anton: Der hat vielleicht das Federmesser verloren; aber er hat ja Geld genug, er kann ein anderes kaufen. — Nun stand der reiche Mann vor Anton und fragte: Hast du nicht ein Federmesser gefunden? Anton schwieg einige Augenblicke und hätte beinahe: „Nein" gesagt. Doch besann er sich, daß es böse fei, das Gefundene zurückzuhalten und sprach: Ja, ich habe ein Federmesser gefunden, und da