203 zum erstenmale hörte man auch Frauen ihre Stimme erheben, sie wollten selber mit . im Kampfe sein. Noch sei nichts verloren, sprach man, als was man selbst von Anfang her verloren gegeben. 'Unser sind die Hammen, wo jede Manneslänge die Leiche eines Edelmanns getragen Hatz unser die Schleusen in den Deichen, die, zur Ebbezeit geöffnet, das überflüssige Waffer der Gräben so fried¬ lich ausströmen lassen, aber in der Flntzeit dringt durch diese Öff¬ nungen, sobald wir wollen, die wilde, salzige See ein, zum Verderben von Menschen, die die Welt mit Worten fressen möchten. — Die haben sich bisher nur mit dem Morde von Wehrlosen hervorgethan, sie, die es mit Kaiser und Papst aufnehmen wollen, ja mit Gott selber, der unnvthige Kriege straft. Und diese wollen utt8 unsere angeerbte, mit theurem Blut besiegelte Freiheit nehmen, unsere frei- gebornen Kinder nicht freie Hälse und Helden sein lassen, sondern Knechte und leibeigen. Wer in Unterthänigkeit oder Leibeigenschaft geboren ist, trachtet nach allen Kräften, sich frei zu machen, und wir, die wir frei und zur Freiheit geboren sind, sollten uns zur Knechtschaft überliefern? Der Schande, einer Herrschaft anzugehören, vor der ein Bauer und ein Jagdhund gleichen Marktpreis haben!' Wenn die Ditmarschen groß von sich dachten, so kann man auch nicht sagen, daß ihre Feinde den Krieg ans die leichte Achsel nahmen. Sie rasteten drei Tage in Meldorp, immer der freiwilligen Übergabe gewärtig. Von den ansgesandten Spähern kehrte nie¬ mand zurückz sie fielen der Wuth des Landmannes zum Opfer, bis ans einen, einen Friesen aus Eiderstedt, der sein Leben durch das Versprechen rettete, der Fürsten Anschläge zu offenbaren. Es war Sonnabend nach St. Valentinstag. 'Nächsten Montag/ sprach er, 'bricht man ans über Hemmingstedt nach Heide.' Dieses Wort ward den Ditmarschen ein Fingerzeig zur Rettung. Heide liegt kaum anderthalb Meilen entfernt von Meldorp; so ziemlich in der Mitte von beiden, doch näher an Heide, liegt Hemmingstedt. Der Ort steht auf der Geest, wie Meldorp, aber der einzige Ver¬ bindungsweg führt durch die Marsch, schmal, mit breiten Wasser¬ gräben an beiden Seiten; erst den Sommer zuvor hatten die Bauern, deren Äcker hier anstießen, mit schweren Kosten die Gräben reinigen und die ans der Tiefe ansgewühlte zähe Marscherde aus den Weg werfen lagen, der dadurch in nassem Wetter vollends unergründlich ward.^ Hier ersah eines von den Landeshänptern, Wolf Jsebrand, eine Stelle am Wege unfern von Hemmingstedt, einen alten Erd- anfwnrs, der wegen mancherlei Spuks den verrufenen Namen Tausendtenfelswarf führte, als den rechten Platz für eine Schanze. Die ganze Mannschaft von drei Kirchspielen, Oldenwörden, Hem¬ mingstedt nnb Nicnkerken, griff unter seiner Leitung in der Nacht vom Sonntag ans den Montag das Werk an und vollbrachte es. Geschütz ward aus den nahen Hammen hincingeschafft. Die drei Kirchspiele übernahmen die Vertheidigung des Werkes ihrer Hände,