71 Russisches Reich. und den Französischen auf 40,000 Manu an, welche letztere Angabe wohl die richtigere seyn mag. Nowaja-Semlja, die größte aller bis jetzt bekannten Inseln des nördlichen Eismeers, wird zu dem Gouvernement Archangel gerech¬ net, soll über 4200 HjM. groß seyn (also halb so groß wie ganz Spanien), ist aber in ihrem Innern, so wie an der nördlichen und östlichen Küste, wo das Eis alle Untersuchungen verhindert, fast gar nicht bekannt. Mehrere Expeditionen sind von den Russen zur nahem Erforschung dieser großen Insel unternommen worden, die jedesmal mit großen Gefahren und Beschwerden verbunden waren. So wurde 1807 eine dergleichen veranstaltet, um zu erfahren, ob diese Insel wirklich die ergiebigen Silberminen enthalte, welche nach alten Sagen und Überlieferungen hier sollten bearbeitet worden sein; allein man fand, daß die Ufer der sogenannten Silberbucht meistens aus Glim¬ mer bestehen und daß also der Glanz und der silberähnliche Schein dieser Steinart diese Sagen veranlaßt habe. Wichtiger zur nahem Erforschung dieser Insel waren die von dem Müssen Litke 1821— 1824 unternommenen viermaligen Expeditionen, wobei er unter 76° 45' den nördlichsten Punkt der Insel erreichte; aber ob dieses der nördlichste derselben wirklich sei, scheint noch nicht entschieden, da ihn hier undurchdringliches Eis nöthigte, wieder nach S. zu gehen. Bei der 4ten Expedition versuchte er den nördlichsten Durchgang zwischen Nowaja-Semlja und Spitzbergen; jedoch zum 76" 5' der Breite, ohn- gefahr 12 M. von Spitzbergens Küste vorgedrungen, wo das Eis viel beständiger ist und sich weiter ausdehnt, als an den Küsten von Nowaja Semlja, überzeugte er sich von der Unmöglichkeit der Ausfüh¬ rung seines Vorhabens und kehrte wieder um. Die neueste nach die¬ ser Insel unternommene Expedition wurde 1832 auf Kosten einiger Archangelschen Kaufleute veranstaltet, wobei die Mannschaft sich auf dieser Insel eine Art Blockhaus erbaute, und darin den Winter von 1832—1833 zubrachte und nicht selten Besuch von den Eisba¬ ren erhielt. Die Kälte stieg während ihres Aufenthalts nie über 32 Grad. Bei einer ihrer Wanderungen überfiel sie im Mai ein furcht¬ barer Sturm mit Schneegestöber, so daß es unmöglich war, sich auf den Füßen zu erhalten. Dieser Sturm dauerte 3 Tage und man war genöthigt, sich während dieser Zeit auf den Schnee zu legen, ohne sich auch nur mit einander unterreden zu können; gegen das Erfrieren schützte sie blos ihre warme Samojedenkleidung. ■— Eine schmale mit einer Menge von Vorgebirgen besetzte Meerenge Matotschin-Schar genannt, theilt Nowuja-Semlja in 2 Inseln. Die ganz nackten Berge dieser Inseln sind mit Schnee und Glet¬ schern bedeckt. In den Niederungen sieht man eine Moosart. Ei¬ nige Pflanzen und eine Weidenart ist das Höchste, was die Natur in ^ diesen unwirthbaren Gegenden hervorzubringen vermag. An Thieren ist die Insel reicher, vorzüglich an Rennthieren, weißen Hun-