795 Habessknten. ganzen Körperbildung keine Ähnlichkeit mit den Negern. Ihre Ge¬ sichtsbildung ist Europäisch und ihre Gesichtsform oval. In den nie¬ drigen Gegenden ist ihre Hautfarbe schwarz, und in den hohem braun, welches bei den Weibern heller ist und in das Weiß übergeht. Immer unter freiem und schönem Himmel lebend, von Bergluft gestärkt, ge¬ deiht hier der Menschenschlag vortrefflich. Die Wohnungen der Ha- bessi'nier sind elend. Stangen, zwischen welchen mit Lehm einige Steine eingefügt werden, bilden die Mauern des mit einem kegelförmigen Dache versehenen Hauses. Hier leben Menschen und Thiere, die erster» auf Thierfellen gelagert, bunt durcheinander, gegen den nächtlichen Überfall von Raubthieren durch nichts geschützt, als eine schlechte Thüre und eine Art Vorhof, aus welchem jene oft ein Stück Vieh holen, das man vergessen hatte, ins Haus zu nehmen. Die Kleidung ist einfach bei den ärmern Klassen, theils aus Fellen, theils aus Baumwollenzeug be¬ stehend. Beinkleider und ein Tuch um die Schulter vollenden den ganzen Anzug. Die Vornehmen hingegen haben ein Hemd von wei¬ ßem Indischen Zeuge, sehr fein und mit bunter Seide gestickt, die Ärmel sind enge; darüber werden mehrere Talare aus Baumwollen¬ stoffen geworfen. Arm-, Hals- und Fußspangen sind von Silber. Rothe Pantoffeln werden aus Ägypten eingeführt, schwarze im Lande verfertigt; die Weiber verhüllen sich bis ans Kinn und ihre Ärmel fallen bis auf die Nägel herab. Das Haar wird mit wohlriechender Pommade eingerieben und die Augenbraunen sind schwarz gefärbt. Die Nahrung ist einfach, meist Milch, Brod in Form flacher, dicker Kuchen und aus Weizen oder aus einer Getreideart, die man Test nennt, bereitet, Fleisch von Rindern oder Hammeln, Geflügel, Fische, Honig und Butter. Außer dem Brode besteht das hauptsächlichste Nahrungsmittel in ganz rohem Rindfleische, das die Habessinier in dem Augenblicke, wo das Thier getödtet wurde, noch rauchend zerstücken. Das Schöpsenfleisch wird, bevor man es ißt, einige Augenblicke einem starken Feuer ausgesetzt. Nach Pearce, der sich von 1810 bis 1819 in Habessinien aushielt, ist ein Lieblingsgericht Schöpsen- oder Ziegen¬ bauch klein gehackt, die Leber gesotten und auch klein gehackt, nebst einigem noch Unverdauten aus den Eingeweiden und ein Paar Tro¬ pfen Galle, alles mit rothem Pfeffer und Salz gemischt, was Horzy heißt. Ein anderes Gericht besteht in den dünnen Theilen der Einge¬ weide einer Kuh, mit Senf, der Mischung Horzy und Butter gekocht; was gewöhnlich mit frischem Rindfleisch gegessen wird. Mitunter herrscht die grausame Gewohnheit, Fleisch auch von lebendigen Rindern zu essen, indem man dasselbe aus den fleischigen Theilen schneidet und die Wunde mit der Haut bedeckt und sie wieder heilt. Salt bestätigt diese Aussage; Bruce und Pearce sahen mit eigenen Augen, daß Soldaten, ^ die müde und hungerig waren, Rindern, die sie zum Lager trieben, nächst dem Schwänze pfundgroße Stücke ausschnitten, roh ver¬ zehrten und das so mißhandelte Vieh zum Lager triebem Bei einem