879 Senegambien. Ohrringe und andere Putzsachen verfertigt man mit vielem Fleiße und großer Zierlichkeit, so wie auch das gebrannte Töpfergeschirr sich durch seine Güte empfiehlt. Die Mandingos, das zweite vorzüglich merkwürdige Neger¬ volk Senegambiens, nehmen jetzt einen großen Theil dieses Landes ein, so wie sie auch in einigen Gegenden der Sierra-Leona-Küste sich finden. Aus Manding, einem großen Lande, westlich von Bambarra, sind sie, wie Laing behauptet, vor etwa hundert Jahren ausgewandert und als ein eroberndes Volk aufgetreten, indem sie von Manding' aus gegen W. in vielen Ländern, theils am Falehme, theils am Gambia und selbst an der Küste sich angesiedelt haben, und z. B. Bambuk, Den- tilia, Tenda, Wulli, Pani, Salum rc. bewohnen. Auch in Bambarra bilden sie die Hauptmasse der Bevölkerung. Sie sind das gebildetste und gewerbfleißigfte unter den Negervölkern, in dessen Hand aller Handel mit Gold und Elfenbein ist, sondern haben auch durch Klug¬ heit und Verschmitztheit nach und nach ihre Herrschaft über den süd¬ lichen Theil Senegambiens ausgebreitet. Wo sie hinkommen, suchen sie Handel, Bildung und den Islam, zu welchem sie sich selbst beken¬ nen, einzuführen, und so haben sie sich allgemeine Achtung, Einfluß und Herrschaft verschafft, und bevormunden die meisten Völker; vor¬ züglich üben ihre Priester oder Marabuts großen Einfluß aus und bilden eine äußerst geachtete Kaste, welche allein das Vorrecht genie¬ ßen, von Landarbeiten befreit zu seyn. Um Marabut zu seyn, bedarf es nur, daß man der Sohn eines Marabuts ist und das Arabische lesen und schreiben kann. Ein Bart am Kinne, eine stets ernste Miene, Emsigkeit in dem bei Auf- und Untergange der Sonne Statt finden¬ den Morgen- und Abendgebete — dies sind die unterscheidenden Merk¬ male eines Priesters. Als Lohn für die genaue Beobachtung dieser Vorschriften empfing er vom Propheten das Vorrecht, in der Zukunft zu lesen, gestohlene Gegenstände wieder herbei zu schaffen und eine oder mehrere Personen mit Zauber zu belegen, durch dessen Wirkung sie, wofern sie sich nicht durch Geschenke loskaufen oder sich unter die schirmende Obhut eines andern mächtigern Marabuts stellen, der sie zu schützen geruht, auf eine jämmerliche Weise zu Grunde gehen. Die Hauptindustrie eines Marabuts indessen ist die Verfertigung der Gri- gris, einer Art mehr oder weniger wirksamen Amulette, je nach dem Grade der Heiligkeit des Marabuts, der sie verkauft. Die Form der¬ selben ändert sich je nach dem Scharfsinn oder der Laune des Verfer¬ tigers; es giebt deren für alle Übel und für alle Verhältnisse des Lebens. Mit seinem Grigri um den Hals gehängt, findet der Jäger Schutz gegen die Angriffe der Boa (Riesenschlange) und des Tigers; der Krie¬ ger vermag den Dolchen und den Pfeilern zu trotzen; der Fischer hat weder den Haifisch noch das Krokodill zu fürchten — alles um dieser Amulette willen; die Zauberer vermögen nichts über eine durch das Grigri geschützte Frau, und ihre Kinder wachsen und werden glücklich