192 Auch werden grobe Leinwand, Leder, GlaS, Töpferwaaren, schlechte Seiden- und Baum¬ wollenzeuge verfertigt. Die Lage des Landes begünstigt den Handel. Es wird aus¬ geführt: Getreide, Flachs, Hanf, SenneSblätter, Reis, Baumwolle, Saflor und Salmiak in großer Menge. Auch der Karawanenhandel zwischen Asien und afrikanischen Landern ist sehr beträchtlich. Egypten gehört zu denjenigen Ländern, welche schon im grauesten Alterthum bekannt waren. Die h. Schrift erzählt, daß Abraham zur Zeit einer Theurung nach Egypten gewandert sei und daselbst ein Volk mit geordneter bürgerlicher Einrichtung gefunden habe. Die Geschichte Joseph's macht uns das Land noch bekannter. Die alten Egyptier waren ein ernstes Volk, und ihre religiösen Gebräuche, wie ihre bürgerlichen Verhältnisse, erinnern an Indien. Wie noch heutzutage die Hindus, theilten sich die Egyptier in Kasten und der Sohn durfte den Stand seines Vaters nicht verlassen. Man verehrte den Apis, einen schwarzen Stier mit weißer Stirn, weil nach ihrer Meinung von der Seelenwan¬ derung in demselben die Seele des Osiris wohne. Osiris, einst ein König, der den Ackerbau dem Volke gelehrt und den Pflug erfunden, wurde nach seinem Tode unter die Götter versetzt. Die Zeitrechnung, Feldmeßkunst, Bereitung des Papiers aus der Papyrus¬ staude werden als egyptische Erfindungen genannt. Dewundernswerth sind die Bauten der alten Egyptier. Die Pyramiden, Riesengebäude aus einzelnen Steinblöcken, dienten zu Begräbnißstätten. Die Obelisken, ähnlich den Pyramiden, nur bedeutend kleiner, bestanden aus einem ungeheuren Felsblock. Das größte Gebäude war das Labyrinth, welches 1500 Gemächer unter der Erde und 1500 Gemächer über der Erde enthielt. Ihre Leichen pflegten die Egyptier einzubalsamircn, und werden solche einbalsamirte Leichen, nach der harzigen Masse Mum, womit sie bestrichen wurden, Mumien genannt. Bei ihren Festen sehten sie solche Mumien mit in die Reihe, um sich selbst in der Freude der Vergänglichkeit alles Irdischen zu erinnern. Das Todtengericht entschied, ob einem Verstorbenen ein feierliches Leichenbegängniß gebühre. Du die egyptische Schrift eine Bilderschrift war, so sind die noch vorhandenen Inschriften schwer zu verstehen. Aus demselben Grunde ist die alte Geschichte sehr unvollständig bekannt. Theben, Memphis und Sais waren die berühmtesten Städte. Erst seit dem Könige Psammitich (670 v. Chr.) wird es in der egyptischen Geschichte etwas Heller. Kambyses verband das Land mit Persien; Alexander vereinigte es mit seinem Reiche und gründete die noch blühende Stadt Alexandria. Nach seinem Tode nahm sein Feldherr Ptolo- mäus Lagu von dem Lande Besitz. Kleopatra, die letzte aus dem Geschlecht der Ptolomäer, verband sich mit dem römischen Feldherrn Antonius; beide endeten als Selbstmörder und Egypten kam (30 v. Chr.) zum römischen Reiche. Egypten theilte später das Schicksal aller übrigen römischen Provinzen und wurde von verschiedenen Völ¬ kern Asiens unterjocht und kam endlich 1517 unter türkische Botmäßigkeit. Aus der neuern Geschichte ist der Zug Napoleon's nach Egypten (1798) die merkwürdigste Begebenheit. Er eroberte Alexandria, schlug die Mameluken bei den Pyramiden, verlor aber bet Abukir seine Flotte durch die Engländer unter Anführung Nelson's. Noch wichtiger sind die Begebenheiten der neuesten Zeit. Mehmed-Ali — regierte von 1806 bis 49 — wurde der Schöpfer eines neuen Staates. Er machte sich von der türkischen Herrschaft los; wurde aber zu einem tributpflichtigen Verhältnisie zur Pforte durch die Großmächte genöthigt. Fabriken, Eisenbahnen, ein gut eingeübtes Heer, sind die Früchte seiner rastlosen Thätigkeit. Ihm folgte sein Enkel Ab bas Pascha. Die Herrschaft ist rein despotisch. Der Vicekönig ist der alleinige Besitzer des Grund und Bodens, wie seiner Erzeugnisse. Die Produkte müssen gegen festgesetzte Preise an ihn abgeliefert werden; die Fabriken, Webstühle, der Handel sind in seiner Hand. Das ganze