Nordeuropa. 45 Kleinen Belt, dann noch einige größere und viele kleinere Inseln. Wegen seiner günstigen Lage zwischen der Nord- und Ostsee hat das kleine Dänemark lange Zeit den Verkehr zwischen diesen beiden Meeren beherrscht (Sundzoll). Der deutsche Nordostsee-Kanal hat dieser Verkehrsbedeutung wesentlich Abbruch getan. Däne¬ mark ist vorwiegend ein Jnfelreich. 2. Wirtschaftsleben, a) Jütland. Seine Westküste, „die eiserne Küste", gleicht der deutschen Dünenküste an der Nordsee. Zahlreiche Sandbänke sind ihr vorgelagert und machen sie zu der gefährlichsten Küste Europas („Kirchhof der Schiffe"). Der einzige, neu angelegte Hafen ist E s b j e r g. Die ausgedehnte Geest in der West¬ hälfte der Halbinsel bedeckt meist Heide und Moor; doch ist die Heide infolge eifrig betriebener Aufforstung stark im Rückgang. Die O st k ü st e ist wie die Schleswig- Holsteins mit schönen Förden ausgestattet. Die größte Bucht ist der flache L i m s j o r d, der vom Kattegat bis an die Nordsee reicht. An der Ostseite liegen auch die See¬ städte Kolding und Aarhus. Der tonige Boden erinnert an die Geschiebelehm¬ gebiete des Ostdeutschen Tieflandes. Wie jene ist er von den eiszeitlichen Gletschern angeschüttet und wird als Feld, Wiese und Weide benutzt. Jütland hat eine dünen¬ reiche Westküste und eine sördenreiche Ostküste. b) Die Inseln haben ebenso wie Jütland die Natur des Norddeutschen Tieflandes. Sie sind durch Einsenkung von Südschweden getrennt worden. Die größte Insel ist Seeland mit Kopenhagen (]/2 Mill.), die bevölkertste Stadt des Landes, Hauptstadt, Kriegshafen und Seehandelsplatz, berühmte Museen für Kunst, Altertümer und Völkerkunde. Infolge seiner Lage zwischen zwei Meeren hat Kopenhagen einen lebhaften Schiffsverkehr und eine hohe militärische Bedeutung, die aber ebenfalls durch den Kaiser Wilhelm-Kanal Einbuße erlitten hat. Da die Seeluft beständig über Land und 'Inseln' streicht, herrscht ein ziemlich mildes Klima. Trotz der günstigen l Meereslagezjfind infolge ^der Bodennatur Ackerbau und Viehzucht die Haupterwerbszweige Dänemarks. 3. Die Bevölkerung gehört ohne Ausnahme dein germanischen Volksstamme an. Das fast allein herrschende Bekenntnis ist das protestantische. Die Volksbildung steht auf hoher Stufe. 4. Nebenländer, a) Im nördlichen Atlantischen Ozean liegen die F a r - ö e r (d. h. Schafsinseln). Ihr ozeanisches Klima macht sie sehr geeignet zur Schafzucht. Die Tiere können hier das ganze Jahr im Freien weiden. b) Island (d. h. Eisland), nach Großbritannien die umfangreichste Insel Europas (100 000 qkm), liegt hart an der Grenze der kalten Zone im nördlichen Atlantischen Ozean. Ihre Oberfläche ist ein fast unbewohntes vulkanisches Hochland (Hekla 1550 m). Vulkanischer Natur sind ferner die Geiser, zeitweise springende heiße Quellen. Die Bewohner sind auf Fisch- und Vogelfang, auf Robbenschlag und Schafzucht angewiesen. Sie sind Germanen, die im 9. Jahrhundert einwan¬ derten und in ihrer Abgeschlossenheit länger und vollständiger den altgermanischen Götterglauben bewahrten als die andern Stämme. (Edda!) Sie zeichnen sich durch großen Wissenstrieb aus. Die Einwohnerzahl beträgt 80 000. An der Südwestküste liegt R e i k j a v i k (= Rauchbucht). c) Zu Dänemark gehört auch Grönland mit etwa 12 000 Menschen an der Westseite, ferner sind einige kleine Inseln in Westindien dänisch. F i sch e r-G ei stb e ck-M üll er, Erdkunde für Mittelschulen. II. Teil. 4