570 Das kontinentale und gebirgige Westeuropa. region mit der Schneerose, der Alpenkiefer und den zuerst auftretenden Alpenkräutern; die sechste, die Alpen region, enthält nur Alpenkräuter und Matten, an geschützten Stellen zeigt sich schon hin und wieder Schnee, neben welchem Soldanellen oder Alpmglöcklein, die Enzianen mit ihren schönblauen Blüthenglocken, das Alpcn-Vcrgißmcinnicht, Primeln, Stcinbreche, Hahnen¬ fußarten und andere Alpenpflanzen entsprießen, die klein, zart, unduftig, großblumig, schön und reinfarbig sind, nicht selten rasenartige Polster auf den nackten Felsen bilden. Dann beginnt die Region des ewigen Schnees, in der sich nicht selten ans einzelnen schneefreien Felscnstellen, rings von Schnee umgeben, einzelne mit dem Schmuck der Alpenpflanzen geschinückte Pflanzeninseln zeigen; als das zuletzt verklingende Pflanzenleben ist die den rothen Schnee bildende Ursache anzusehen, die nach Hugi in kleinen Pilzchen bestehen soll. Verschieden ist die Höhe dieser Re¬ gionen ans der Nord- und auf der Südseite und in den verschiedenen Theilen der Alpen, ver¬ schieden ist der Blumentcppich in den verschiedenen Alpcnthcilen gewebt, verschieden im O, ver¬ schieden im W, verschieden im N, verschieden im 8, verschieden aus den verschiedenen Gcbirgs- arten, wenn gleich die meisten Alpenpflanzen über den ganzen Alpenzug verbreitet sind; viele Äl- pentheile haben ihre eigenthümlichen Alpenpflanzen. Ergreifend ist der Gegensatz zwischen den himmelhohen Hörnern mit ihren unermeßlichen Klüften, ihren nackten, bäum- und pflanzenlosen Felsen, ihren gletschererfüllten Schluchten, ihren schneebedeckten Häuptern, ihren mächtigen Fels- trümmerhaufen und dem schönen Wicsengrün dcrAlpcnmattcn, dem Rosenroth der dicht neben dem Schnee blühenden Schncerosen, dem dunklen Schwarzwald der tiefer gelegenen Bcrgabhänge. Hirsche durchstreifen die Waldregioncn in den bayrischen und österreichischen Alpen oft noch in großen Heerden, Gemsen sind in der Region der Alpenmattcn in den meisten Alpentheilen nicht selten, der Steinbock aber ist jetzt fast nur auf die Umgegend des Monte Rosa, aus die peni- nischen Alpen beschränkt; die öden, pflanzenarmen, steinigen Hochflächen sind der Aufenthalt der Murmelthiere, die durch ihr Pfeifen ihr Dasein bekunden; selten ist der Alpen Hase; in den unzugänglichen Bergschluchten erhalten sich noch fort und fort die Bären; Luchse und Wölfe sind seltener; der Bartgeier horstet aus den höchsten Felsenspitzen in der Nähe der Schncefelder, Alpenkrähen umflattern schreiend die aus dem Schnee aufstrebenden Felsen- thürme,^ Schnee- und Steinhühncr durchirren die Steinfelder in der Nähe der weiten Schnecflächen; Forellen bevölkern die Alpenbäche, in den verschiedenen Regionen werden sel¬ tene Insekten gefunden. Verschieden ist der Gesammtcharakter in, den verschiedenen Alpentheilen, mehr oder minder großartig, mehr oder minder lieblich oder wild erhaben, wie die Betrachtung der einzelnen Alpenländer zeigen soll. Kräftig, frei, tiefgemüthlich, einfach, ernstsröhlich sind die Alpeubewohner, meist Hirtenvölker, auch Fabrikanten; eigenthümlich die Alpenwirthschaft, die Auffahrt ans, die Abfahrt von den Alpen, die ganze Lebensweise der Bewohner, oft verschieden in den verschiedenen Alpentheilen. Die den Verkehr erleichternden Hauptstraßen sind in den O st¬ ülpen: der Semmering von Wien nach Italien bis 2984', der Paß vonPontebba 2400' am Terglou, die Loiblstraße 4020', die Straße über die R ad st ä dt er Tauern 4960' aus dem Salzathal nach Villach; in den Tyroler Alpen: der Brennerpaß 4481' und das Worm¬ ser oderStilfserJoch 8612'ins Thal derAdda, die höchsten Alpenstraßen. Ans den Schwei- zerAlpen: der Splügen paß 6510' zumComer-, dieBernhardinstraße 5990'zum großen See, der Gotthardpaß, 6526' das Hospiz; aus Oberwallis die Simplonstraße 6174 zum großen See, aus Nicderwallis nach Turin die große Bernhard ft raße 7548'; über die Westalpen: die Cenisstraße 6360', die Genevrestraße 5800' nach Frankreich, der Paß des Col di Ten da über die Seealpcn 5739' nach Nizza. 2. Die Pyrenäen tz. 12. sind zum Theil schon bekannt, ihre nähere Schilderung auf dem N und 8Abhange soll bei Spanien und Frankreich, 3) die des Hämus bei der Balkan- Halbinsel, 4) die der Karpaten bei Ungarn, 5) die der einzelnen Gebirgstheile des mitteldeutschen Gebirgsgürtels, und 6) die des süddeutschenHochlands bei Deutschland, 7) die der obern Donau-Tiefebene bei Ungarn, 8) bieder untern bei der Türkei, 9) die des mittelsüdfranzösischen Hochlandes und der weftfranzösischen Tiefebene bei Frankreich erfolgen, um das Gesammt- bild dieser Länder vollständiger vorführen zu können, dabei aber Wiederholungen zu vermeiden.