Geschichte Preußens. 97 gen vieler deutschen Fürsten im Elsaß und in Lothringen einzog, so kam es, daß der König Friedrich Wilhelm II. mit dem Kaiser Leo¬ pold II. zu Pillnitz ein Defensiv -Bündniß schloß (1791). Auf die Nachricht davon, als auch, weil der Kaiser den französischen Emi¬ granten im deutschen Reiche sich zu rüsten verstattete, erklärte die französische Nationalversammlung dem Kaiser den Krieg. Darauf rückte nun unter dem Oberbefehle des Herzogs von Braunschweig ein preußisches Heer von 50,000 Mann vereint mit den Oesterrei¬ chern, Hessen und Emigranten in Frankreich ein. Schnell sielen die Festungen Longwy und Verdun; jedoch bei Valmy hinderte Du- mouriez ihr weiteres Vordringen Und nöthigte das durch Mängel aller Art und Krankheit geschwächte Bundesheer zum Rückzüge. In einem kläglichen Zustande, mit einem Verluste von 12,000 Mann gelangte dasselbe auf deutschem Boden wieder an. Die Oesterreicher verloren eine Schlacht (bei Gemappes, 6. Nov.) und in Folge derselben ihre Niederlande. Auch gewann General Eüstine Mainz (21. Oct.). Doch von Neuem begann Preußen den Krieg; mit ihm England, Holland und Spanien, als Ludwig XV!. un¬ ter der Guillotine gefallen war (21 Jan. 1793). Aber auch die Feldzüge von 1793 und 1794 blieben erfolglos, wie wacker auch die Preußen namentlich bei Pirmasens, Kaiserslautern und in vie-, len kleinen Gefechten kämpften. Nutzlos und dem Wohle des Va¬ terlandes verderblich zu werden drohte dieser Krieg. Es schloß dem¬ nach Friedrich Wilhelm mit Frankreich den Frieden zu Basel (5. Apr. 1795) und trat darin alle seine Besitzungen auf dem linken Rheinufer an die neue Republik ab. Für diesen Verlust ward ihm aber ein neuer Gewinn bei der zweiten von Rußland herbeige ühr- ten Theilung Polens (16. Apr. 1793). Er erhielt die Städte Danzig und Thorn mit ihrem Gebiete und den größten Theil von Großpolen- und verleibte dasselbe unter dem Namen Südpreußen seinem Lande ein. Polens Name erlosch endlich ganz in der Reihe der europäischen Staaten, als Kosciusko und Madalinsky verge¬ bens versucht hatten, die alte Ordnung der Dinge daselbst wieder herzustellen. Es erfolgte zwischen Preußen, Oesterreich Und Ru߬ land eine dritte Theilung Polens, wodurch ersteres nebst der Haupt¬ stadt Warschau noch einen beträchtlichen Theil von Polen erhielt (1795). Durch die fränkischen Fürstentümer Anspach und Bai¬ reuth, welche der letzte kinderlose Markgraf gegen eine jährliche Leibrente an Friedrich Wilhelm abtrat, hatte schon vorher der preu¬ ßische Staat eine bedeutende Vergrößerung erhalten (1792). Auch für den innern Zustand seines Reichs sorgte Friedrich Wilhelm I!. väterlich. Er führte das allgemeine Landrecht ein (1794). 7