149 Die Völkerwanderung. verpflichteten sich zu unverbrüchlicher Treue. — Jagd und Krieg die Hauptbeschäftigung der Freien; der Ackerbau den Frauen und Unfreien (Hörigen) überlassen. Städte gab es nicht, nur Dörfer und Einzelgehöfte inmitten der Ackerflur. Verehrung der Götter auf Bergen und in heiligen Hainen. Keine Tempel und Götterbilder. Wodan (Odin), der Himmels¬ gott, Donar (Thor), der Donnergott, Ziu (Saxnot), der Kriegs¬ gott; Frigg (Wodans Gemahhn), Fregja, Nerthus, Balder, Heimdall, Loki u. a. Glaube an ein Fortleben der von den Walküren in die Walhalla geleiteten Heldenseelen. Die fortgesetzten Kriege führten zur Ausbildung des Königtums, das während der Völkerwanderung bei den meisten germanischen Staaten durchdrang. Schon lange vorher Grenz¬ kriege mit den Römern am Rhein und an der Donau; germanische Heerscharen oft in römischem Solde (S. 143). Die Goten, die um 180 nach der unteren Donau vorrücken, sind bis 270 gefährhche Feinde des römischen Reiches, dann meist friedliche Nachbarn. Eine Schar christhcher (arianischer) Westgoten unter dem Bischof Ulfila wird 348 in Mösien (S. 132) angesiedelt. Ulfilas Bibelübersetzung das erste Schriftwerk in gotischer Sprache; er stirbt 381 in Konstantinopel. § 1. Die Völkerwanderung. Die Germanen, zum Teil durch Übervölkerung, zum Teil durch fremde Eroberer aus ihren alten Wohnsitzen vertrieben, brechen mit frischer Volkskraft in das morsche Römerreich ein, zunächst vieles zerstörend (S. 139 ff.). Später nehmen sie die alte bzw. abendländisch-christliche Kultur an und werden ihre Retter vor dem Ansturm der Asiaten (Araber 732, Mongolen 1241, Türken 1683) und der Slaven (1914). Manche der von den Germanen gegründeten Reiche sind später spurlos zugrunde gegangen, z. B. die der Vandalen und Ostgoten. Die von den Ostgermanen, Markomannen, Quaden und anderen Stämmen verlassenen Gebiete (bis zur Saale und Elbe) gingen zunächst an slavische Stämme verloren, manche, wie z. B. Böhmen und Mähren für immer an die Tschechen (S. 152). 375. Beginn der Völkerwanderung. Die Hunnen, ein mongolisches, nomadisches Reitervolk, unterwerfen, nachdem sie etwa 372 die Wolga über¬ schritten und die nichtgermanischen Alanen besiegt haben, das Ostgotenreieh am Dnjepr (König Ermanarich aus dem Ge- schlechte der Amäler) und stürzen sich dann auf die Westgoten. Der heidnische Teil der Westgoten unter Athanarich zieht sich nach Siebenbürgen und in die Karpathen zurück, der christliche