3 traten alle freien Männer in Wehr und Waffen auf geweihter Dingstätte zn Volksversammlungen Zusammen. ipierbet wurde hauptsächlich über Krieg und Frieden beschlossen. Durch lauten Zuruf und fröhliches Waffengeklirr gab die Versammlung ihre Zustimmung zu erkennen; durch Aturren und Unruhe ver¬ warf sie die Vorschläge. Rechtspflege. Die Entscheidung über Diebstahl, Raub, Verwundung und Totschlag gehörte vor die Versammlung der Hundertschaften. Diese kamen gewöhnlich monatlich zur Zeit des Neu- und Vollmondes zusammen. War der Beschuldigte bei der Tat nicht ergriffen worden, so konnte er sich durch einen Eid von der Schuld reinigen. Hierbei standen ihm seine Verwandten als Eideshelfer zur Seite. Der Falscheid wurde nicht selten durch Verlust der Hand bestraft. Bisweilen entschied man die Schuld oder Unschuld des Ange¬ klagten auch durch das Gottesurteil, nämlich durch Werfen des Loses oder durch den Zweikamps. Bei böswilliger Tötung eines Genossen hatten die An¬ gehörigen der Sippe das Recht der Blutrache, d. h. sie durften den Mörder oder dessen Verwandten töten. Götterglanbe. Die alten Deutschen glaubten, daß die ganze Natur von Göttern und andern unsichtbaren Wesen erfüllt sei. In der strahlenden Sonne, die alles belebt, im rollenden Donner, im brausenden Sturm und im herabströmenden Regen wähnten sie das Walten der Götter zu erkennen. Als ältesten Gott verehrten die alten Deutschen Zin (Tyr), den Gott der leuchtenden Sonne und des Krieges. Ihm war der Dienstag (Zistag) geweiht. Als oberster Gott trat später der einäugige Wodan an seine Stelle. Er ist der Gott des Windes, der das blühende Getreide befruchtet. Darum ließ man ihm die letzten Ähren als Dankopfer stehen. Als Seelen- und Totensührer reitet er ans seinem Schimmel dem Geisterheer voran. Das gewaltigeBransen der Winterstürme erschien den alten Deutschen als die wilde Jagd des Geisterheeres. Wodans treuer Begleiter war der Wolf; als schnelle Boten dienten ihm zwei Raben. Weil Wodan auch als der Gott des Kampfes galt, war ihm die Esche heilig, ans deren Holz die Speere gefertigt wurden. Bei den nordischen Völkern hieß der oberste Gott Odin, der im gläsernen Saale Walhalla die gefallenen Helden durch die Schlachtenjnngsranen, Walküren, mit Speise und Trank bewirten ließ. Odins Sohn war der leuchtende Sonnengott Balder, der ans Anstiften des arg¬ listigen Loki seinen Tod findet. Donar war der Gott des Donners (Donners¬ tag). Das Rollen seines Wagens meinten die alten Deutschen im Grollen des Donners zu vernehmen. Der Blitz war Donars Wurfhammer, welcher zündete und zerstörte, wenn er zur Erde geschlendert wurde. Die Eiche, die sein Wurfhammer besonders häufig traf, war ihm geweiht. Donar spendete auch den Regen. Wodans Gemahlin war Freia (Frigga), die Göttin der fruchtbringenden Erde. Sie war die Beschützerin des Ackerbaues, der Ehe und des Hanswesens. Ihr war der Freitag geweiht; darum feierte man an diesem Tage gern Hochzeiten. Unter dem Namen Nerthns wurde sie beson¬ ders in einem heiligen Hain auf einer Insel der Ostsee, vermutlich Rügen, verehrk Von Zeit zu Zeit führten Priester das Bild der Göttin ans einem von weißen Kühen gezogenen Wagen feierlich umher. Als Frühlingsgöttin 1*