157 Lat er den Vater demütig um Verzeihung und wurde darauf etwas milder behandelt. Mit großem Fleiß arbeitete er in der Staatsverwal¬ tung und lernte so alle Zweige des Staatslebens gründlich kennen. End¬ lich söhnte sich der Vater vollständig mit ihm aus und kaufte ihm das Schloß Rheinsberg bei Neu-Ruppin; hier lebte Friedrich im Kreise von Freunden der Kunst und Wissenschaft. Der Vater erkannte immer mehr die vortrefflichen Eigenschaften seines Sohnes. Er nannte ihn nur noch seinen „lieben Fritz", und mit Thränen des Dankes rief er auf dem Totenbette aus: „Mein Gott, ich sterbe zufrieden, da ich einen so würdigen Sohn und Nachfolger hinter¬ lasse!" Friedrich Wilhelm I. starb 1740 und hinterließ seinem Sohne einen Kriegsschatz von 9 Millionen Thaler und ein wohlgeübtes Heer. b. Der siebenjährige Krieg. 1756—1763. Fast gleichzeitig mit Friedrich lf. (1740) bestieg in Österreich Maria Theresia den Thron. Friedrich trat bald auf die Seite ihrer Feinde und forderte aufgrund alter Erbverträge das Herzogtum Schle¬ sien für sich. Durch zwei kurze, siegreiche Feldzüge, den 1. und 2. schlesischen Krieg, gewann und behauptete er dieses Land. Aber Maria Theresia konnte den Verlust des schönen Landes nicht verschmerzen und gewann Rußland, Frankreich, Sachsen und Schweden heimlich zu Verbündeten. Der Preußenkönig sollte wieder zum Mark¬ grafen von Brandenburg erniedrigt werden. Friedrich erhielt Kenntnis von diesem Bündnis und beschloß, seinen Feinden zuvorzukommen. Er stand fast allein gegen halb Europa; nur England und einige deutsche Kleinstaaten unter stützten ihn. Im Jahre 1756 fiel er ohne Kriegserklärung plötzlich im Feindes¬ land ein. Damit begann der schreckliche siebenjährige Krieg, der mit wechselndem Glücke geführt wurde Über,20 große Schlachten wurden geschlagen. Friedrich besiegte 1757 die Österreicher bei Prag (it, 148), wurde von diesen aber bald darauf bei Kolin (östlich von Prag) geschlagen. Einige Monate später errang er bei Roßbach (sndwestl. von Merseburg) über die Franzosen und die deutsche Reichsarmee und vier Wochen darnach bei Leuthen (nordweftl. von Breslau) über die Österreicher glänzende Siege. Der Choral von Leuthen, II, 159. An den Russen, welche bis in die Mark vorgedrungen waren und alles schrecklich verwüstet hatten, rächte er sich in der furchtbaren Schlacht bei Zorndorf (nördlich von Rüstrin) 1758. Hierauf wandte er sich wieder gegen die Österreicher, erlitt aber infolge einer ungünstigen Stellung durch den Überfall bei Hochkirch eine schreckliche Niederlage. 1759 vereinigten sich die Österreicher und die Russen und schlugen Friedrichs Hauptmacht bei Kunersdorf (östlich von Frankfurt a. 0).); dagegen besiegte er 1760 die Österreicher bei Liegnitz (in Schlesien) und Torgau (a. d. Elbe). Nachdem Rußland 1762 vom Kriege zurückgetreten war, sehnten sich auch die übrigen Staaten nach Beendigung des Kampfes, -und so wurde 1763 der Friede von Hubertsburg (einem Jagdschlösse