- . 9 Verwaltung des Fränkisches Reiches. Karl teilte das Reich, um es wohl verwalten zu können, in Gaue ein, an deren Spitze Gaugrafeu gestellt wurden, welche für Ordnung und Erhebung ver Steuern zu sorgen hatten und im Kriege den Heerbann (die Landwehr) führten. Außerdem gab es Send¬ grafen, die von einem Gau zum andern reisten und das Verhalten der Be¬ amten prüften. In den Grenzländern schalteten mit großer Selbständigkeit die Mark- oder Grenz grafen. Die Pfalz grafen waren über königliche Schlösser gesetzt. — Das Petschaft hatte Karl auf seinen Degenknopf eiugraben lassen. Hatte er einen Befehl an einen Halsstarrigen untersiegelt, so pflegte er zu sagen: „Hier ist mein Befehl und hier das Schwert, das Gehorsam schaffen wird." Lehnswesen und Rechtsverhältnisse. Karl und leine Vorgänger hatten große Eroberungen gemacht, und sic überließen ihren rreuen Mithelfern zur lebenslänglichen Nutznießung einzelne Länderteile, die inan Lehen nannte. Wer ein Lehen erhielt, hieß Vasall oder Lehnsmann und war seinem Lehnsherrn in Krieg und Frieden zur Treue verpflichtet. Durch ein Straf- oder Wergeld konnte jedes Vergehen, selbst der Mord, gesühnt werden. Konnte man die Wahrheit durch die getvöhnlichen Beweismittel nicht ergründen, so wurde das Recht durch die Gottesurteile gesprochen. Zu diesen gehörte die Feuerprobe (mit bloßen Füßen über glühendes Eisen oder einen brennenden Holzstoß gehen), der Kesselfang (die Hand in siedendes Wasser stecken) und der Zweikampf. Karls Ende. Die Karolinger. Als Karl hochbetagt war, starb er mit den Worten: „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" Zu Aachen ist er in der Kaisergruft beigesetzt. Karls Sohn und Nachfolger hieß Ludwig „der Fromme." Dieser war ein großer Freund der Kirche. Seine drei Söhne teilten das Reich in Italien, Frankreich und Deutschland. In Deutschland herrschten noch hundert Jahre nachKarlsTode seine Nachfolger, die Karolinger. Unter ihnen sank das königliche Ansehen mehr und mehr, bis sie endlich ausstarben. 9. Keinrich I. 919-936. Heinrich als König. Die Ungarn. Die Sage erzählt, als man dem Sachsenherzog Heinrich die deutsche Königswürde angeboten, habe nran ihn beim Finkenfange angetroffen, weshalb er auch Finkler oder Vogelsteller genannt wurde. Als König regierte Heinrich I. weise und umsichtig, und sein Reich blühte empor. Biel hatte er von den Ungarn zu leiden, die ost räuberische Einfälle in Deutschland machten, mordeten und plünderten und alles verheerten, wohin sie kamen. Waffenstillstand nnd Burgbau. Da Heinrichs Heeresmacht zu schwach war, um gegen die räuberische Schar mit Erfolg in den Kampf zu ziehen, so schloß er gegen eine jährliche Abgabe mit den Ungarn einen neunjährigen Waffenstillstand. In dieser Zeit ließ er verschiedene alte Burgen erweitern und besser befestigen (z. B. Merseburg) und mehrere neue Burgen bauen (z. B. Quedlinburg und Goslar), um im Kriege den Reichsbewohnern sichere Zufluchts¬ stätten gewähren zu können. Anfangs wollten die Deutschen in solchen Burgen nicht wohnen; denn sie kamen ihnen wie Gefängnisse vor Da befahl Heinrich, jeder neunte Mann vom Lande sollte mit seiner Familie in die Burg ziehen. So geschah es, und aus den Burgen entwickelten sich Städte, die bald emporblühten. Kampf mit den Ungarn. Dabei hatte Heinrich I. aber auch uicht versäumt, sein Volk in den Waffen zu üben. Nachdem der Waffenstillstand beinahe abgelaufen wär, beschloß er, gegen den Feind zu ziehen. Als nun die Ungarn kamen, die jährliche Abgabe von den Deutschen einzufordern, gab man ihnen zum Hohn nur einen räudigen Hund. Empört hierüber, brachen die Ungarn mit einem großen Heere in Deutschland ein. Dies kam Heinrich aber nicht unerwartet. In einer furchtbaren Schlacht unweit Merseburg