178 begierig Wasserdampf aus der Luft an und verwandelt die meisten Pflanzen- und Tierstoffe in eine schwarze Masse, indem sie ihnen den Wasser- und Sauerstoff entzieht. In Haus¬ haltungen dient sehr verdünnte Schwefelsäure zum Scheuern von metallenen Geräten. — Die Nordhauser- oder rauchende Schwefelsäure ist gelblich oder bräunlich und dient in der Färberei zur Auflösung von Indigo. Mit Wasserstoff verbindet sich der Schwefel zu Schwefelwasserstoff. Man erhält denselben durch Übergießen von Schwefeleisen mit verdünnter Schwefelsäure. Er ist ein farb¬ loses, sehr übelriechendes Gas (Geruch nach faulen Eiern), welches eingeatmet schon in geringer Menge giftig wirkt. — Schwefelwasserstoff entsteht durch Fäulniß schwefel¬ haltiger Stoffe (z. B. von Eiern) und findet sich in einigen Quellen, sogenannten Schwefel¬ quellen (z. B. Aachen, Baden bei Wien). 6. Phosphor. Der Phosphor ist bei gewöhnlicher Temperatur ein fester, weicher und wachsartiger, weißer oder gelblicher Körper, dessen Dichte nahezu 2 (1,8) beträgt und welcher unter Wasser bei 44 Grad schmilzt und sich bei 50 Grad selbst entzündet. Wegen seiner leichten Entzündlichkeit muß er unter Wasser aufbewahrt und auch zerschnitten werden. Phosphor ist in Äther, Weingeist und ätherischen Ölen nur wenig, in Schwefelkohlenstofs reichlich löslich. Liegt Phosphor an der Luft, so verbindet er sich mit Sauerstoff zu phos- phoriger Säure, welche knoblauchartig riechende, im Dunklen leuchtende Dämpfe bildet. Wird er an der Luft verbrannt, so sieht man eine sehr helle Flamme und es entsteht ein schneeartiges Pulver, welches äußerst begierig Wasser aufsaugt und zerfließt; dies ist die PH o sph orsänre. — Der Phosphor wird gewöhnlich in fingerdicken Stangen in den Han¬ del gebracht. Er ist ein sehr heftiges Gift, und die durch ihn erzeugten Brandwunden können leicht tödlich werden. In der Natur kommt Phosphor nie im freien Zustande vor, sondern meistens als phosphorsaurer Kalk, der als Mineral (Apatit) gefunden wird und einen Hauptbestand¬ teil der tierischen Knochen ausmacht. Auch in der Ackererde kommen kleine Mengen phos- phorsanrer Salze vor. — Zur Darstellung des Phosphors verwendet man fast ansschließlich Tierknochen. Er dient zur Herstellung der Phosphorsäure, zur Fabrikation von Streichhölzchen und als Rattengift. Aus 1 Pfund Phosphor kann 1 Million gewöhnlicher Streichhölzchen gefertigt werden. — Setzt man Phosphor unter Wasser längere Zeit dem Sonnenlichte aus, so erleidet er eine Beränderung: er färbt sich rot und bildet den roten Phosphor. Dieser unterscheidet sich von dem gewöhnlichen Phosphor außer durch die Farbe dadurch, daß er geruchlos, nicht giftig, in Schwefelkohlstoff unlöslich und ohne Geschmack ist. Außer den beiden Berbindungen des Phosphors mit Sauerstoff (zu phosphoriger und Phosphorsäure) sei noch eine Verbindnng mit Wasserstoff zu PhoSphorwafferstoff hervorgehoben. Letzterer ist ein farbloses, stark unangenehm riechendes Gas, welches sich an der Luft selbst entzündet und mit hell leuchtender Flamme verbrennt. 7. Der Kiesel (Silicium) bildet im reinen Zustande ein braunes Pulver, kommt aber in der Natur nie rein vor, sondern gewöhnlich in Verbindung mit Sauerstoff als Kieselsäure oder Kieselerde. — Diese ist nächst dem Sauerstoff der Hauptbestand¬ teil der festen Erdrinde. Als Bergkrystall findet sie sich krystallisiert, im gewöhn¬ lichen Quarz, Sandstein und losen Sand krystallinisch und im Opal und Feuerstein gestaltlos (amorph). Außerdem geht sie eine große Menge Verbindungen (z. B. mit Thonerde) ein, welche den Namen Silikate führen; auch im Tier- und Pflanzenreiche kommt die Kieselerde vor. — Die Kieselsäure ist durchsichtig, hart, im Wasser und allen Säuren (mit Ausnahme der Flußsäure) unlöslich, im Knallgasgebläse zu einem durchsichtigen Glase schmelzbar. — „Zu den künstlichen Verbindungen der Kieselsäure gehört das Glas, welches aus kieselsaurem Kali oder Natron und aus kieselsaurem Kalke besteht und durch Zusammenschmelzen von Quarz (Sand), Pottasche oder Soda und Kalk bereitet wird. Die verschiedenen Sorten entstehen teils durch die verschiedenen Verhältnisse, in denen die an¬ geführten Substanzen gemischt werden, teils durch Zusatz verschiedener Metalloxyde. — Das Milchglas wird durch Zusatz von gebrannten Knochen erhalten. — Das sogenannte Wasser¬ glas, welches im Wasser löslich ist, ist eine Verbindung von vielem Kali mit wenig Kiesel-