19 Dieser hatte sich nämlich früher gegen Otto, seinen Schwiegervater, empört und wollte jetzt dieses Unrecht wieder gutmachen. Als er in der Hitze des Gefechts einmal den Helm ein wenig lüftete, traf ihn ein Pfeil am Halse und verwundete ihn tödlich. Bei den Ungarn aber wurde die Flucht allgemein, und mit entsetzlichem Geheul sprengten sie in den Fluß. Überall, wo sich im Lande fliehende Ungar¬ haufen sehen ließen, wurden sie vernichtet. Nur sieben Mann sollen mit ab¬ geschnittenen Nasen und Ohren in die Heimat zurückgekehrt sein. Seitdem sind die Ungarn nie wieder nach Deutschland gekommen. Sie sind ein ruhiges, an¬ sässiges Volk geworden und haben das Christentum angenommen. 5. Otto und die Kirche. Dem Könige hatte es bei seinem Kampfe gegen die unbotmäßigen Herzöge an einer Stütze gefehlt, auf die er sich unbedingt verlassen konnte. Als diese Macht erkannte er die Kirche. Otto schenkte daher Bischöfen und Äbten große Gebiete und verlieh ihnen Markt-, Zoll- und Münzrechte. So wurden sie zugleich weltliche Herrscher. Als solche mußten sie dann mit ihren Lehnsleuten dem König Heeresfolge leisten. Geistliche wurden Hofbeamte und Gesandte, ja sogar mit¬ unter Heerführer. Bischöfe und Klöster hatten für Verpflegung des königlichen Hoflagers zu sorgen. Der König hatte nämlich damals keinen festen Wohnsitz, sondern weilte da, wo seine Anwesenheit erforderlich war. 6. Otto xvirck körnilck-Deutscher Kaiser. 962 zog Otto nach Rom 962 und ließ sich dort vom Papste zum Kaiser krönen. Von nun an hieß Otto Römisch-Deutscher Kaiser. Diesen Titel erhielten fortan alle deutschen Könige, sobald sie in Rom vom Papste gekrönt waren. Seit Maximilian nahmen die deutschen Könige auch dann den Titel „Kaiser" an, wenn sie sich nicht hatten vom Papste krönen lassen. Fortan betrachtete man die deutschen Kaiser als Nachfolger der römischen und das deutsche Reich als Fortsetzung des römischen und nannte es „Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation". Die römische Kaiserkrone umgab den deutschen König mit hoher Würde und machte ihn zum Schutzherrn Roms und der christlichen Kirche. VI. Papis und Kaiser. i. I^íinricb IV. 1056—»06. 1. Jugenck. Heinrich IV. stammte aus dem fränkischen Kaiserhanse. Er war der Sohn Heinrichs III., der sich als tüchtiger und gewandter Herrscher ganz besonders auszeichnete. Da er beim Tode seines Vaters erst 6 Jahre alt 1056 war, so übernahm seine Mutter die Regierung für ihn. Sie war eine einsichts¬ volle Fürstin und wollte stets das Beste. Sie vermochte aber nicht ihre Herr¬ schaft zu behaupten gegen die Großen des Reiches, welche nach Wiedergewinn ihrer früheren Macht strebten. Um nun das Reich vor verderblichen Ver¬ wirrungen zu schützen, traten mehrere mächtige Fürsten zu einem Bündnis zu¬ sammen und faßten den Plan, mit dem jungen Könige sich der Reichsregierung zu bemächtigen. An der Spitze dieses Bündnisses stand der Erzbischof von Cöln, welcher ein gar frommer und kenntnisreicher Mann war und stets das Wohl der Kirche und des Staates im Auge hatte. Es gelang den Verbündeten auch bald, Heinrich in ihre Gewalt zu bekommen. Sie führten ihn nach Cöln, wo ihn Hanno recht strenge erziehen ließ und für ihn die Verwaltung des Reiches übernahm. Leider behielt Hanno den jungen König nicht lange bei sich. Ein