279 Leichtigkeit einen Speer, ja, den Arm eines starken Mannes und beißt fürchterlich in seiner Wut. 3. In der Gefangenschaft. Von einem gefangenen Orang-Utan wird uns folgendes berichtet: Er zeigte keine Spur von Wildheit und Bosheit. Gewöhnlich lief er auf allen vieren, konnte jedoch auch ausrecht gehen. Er fraß Äpfel, Birnen, Rüben, genoß aber auch rohe Eier, ja, selbst Braten und Fisch. Hatte er ge¬ trunken, so wischte er sich das Maul mit der Hand ab. Meisterhaft verstand er sich auf den Taschendiebstahl, und ohne daß es die Leute merkten, zog er ihnen Zuckerstückchen aus der Tasche. Eiust öffnete man das Schloß seiner Kette mit einem Schlüssel. Als er dies bemerkte, nahm er ein Stück Holz, steckte es ins Schlüsselloch, drehte es um und sah zu, ob sich das Schloß geöffnet hatte. 146. Der Strauß. 1. Körperbau. Der Strauß ist der größte Vogel. Er wird 2V2 m hoch. Fliegen kann er nicht. Er ist mit seinem schweren Körper nicht für die Luft, sondern zum Leben auf der Erde geschaffen. Seine Knochen sind auch uicht wie bei den meisten Vögeln mit Lust (S. 227), sondern mit Mark angefüllt. Die Flügel aber sind ihrer Kürze wegen zum Fliegen ganz untauglich. An Stelle der Schwungfedern treten lange, daunenartige Schmuckfedern, die sog. Straußenfedern, deren Schäfte weich und biegsam sind. Auch am Schwänze finden sich solche. Sie sehen beim Hahne blendend weiß, bei der Henne aber unrein weißlich aus. Im übrigen sind beim Hahne alle Rumpffedern, kohlschwarz, bei der Henne graubraun. Je weniger aber der Strauß sich aufs Fliegen versteht, desto größer ist seine Kunst im Laufen, worin er die meisten Vierfüßler übertrifft. Zu dieser Kunst befähigen ihn besonders seine langen, kräftigen Beine. An jedem Fuße sitzen nur zwei, aber sehr kräftige Zehen, die fast an den gespaltenen Huf des Kamels er¬ innern, und von denen die längere mit einem stumpfen Nagel versehen ist. Auch die Flügel weiß sich der Strauß beim Laufen dienstbar zu machen, indem er sie dabei ausbreitet und sich dadurch im Gleichgewichte zu erhalten sucht. 2. Aufenthalt und Nahrung. Der Strauß lebt in den Wüsten Afrikas, Arabiens und Indiens. Zum Aufenthalte in diesen unfruchtbaren Gegenden eignet er sich besonders durch seine Genügsamkeit; denn wie er schon durch seine Gestalt an das Kamel erinnert, so ist er auch genügsam wie dieses. Jedoch wählt er in der Wüste nur solche Stellen zum Aufenthalte, wo es Wasser giebt. Seine haupt¬ sächlichste Nahrung nimmt er aus dem Pflanzenreiche; er verschmäht jedoch auch Käfer, Gewürm, junges Geflügel u. dgl. nicht. Sein Magen ist ungemein stark und kräftig. Wirft man dem Strauße ein kleines Stückchen vom Ziegelsteine, eine bunte Scherbe, einen blanken Knopf hin, so hackt er augenblicklich danach und schluckt diese Dinge nicht selten hinunter, ohne Magenbeschwerden davon zu bekommeu. Namentlich erregen glänzende Dinge, wie Perlen und Metallstückchen, seinen Appetit. So fand man in dem Magen eines geschlachteten Straußes 4^/2 kg unverdau¬ liche Gegenstände vor: Sand, Werg, Lumpen, 3 Eisenstücke, 9 Kupfermünzen, 1 kupfernes Scharnier, 2 Schlüssel, 37 Nägel, mehrere Bleikugeln und Knöpfe. 3. Das Nest des Straußes besteht nur in einer muldenartigen Vertiefung im Wüstensande. Eine Auspolsterung mit weichen Gegenständen findet nicht statt. Mehrere Hennen benutzen nicht selten dasselbe Nest und legen zu gleicher Zeit abwechselnd ihre Eier hinein. Ein solches Ei hat die Größe eines Kinderkopfes, wiegt soviel als 24 Hühnereier und sättigt vier hungrige Personen. Die jungen Strauße sind anfangs mit Stacheln besetzt. Erst nach 2 Monaten bekommen sie Federn. 4. Straußenjagd. Die Strauße werden besonders der teuern weißen Flügel¬ und Schwanzfedern wegen verfolgt, denn ein Straußenfell wird in Afrika mit