24 § 15. Das Leben im Mittelalter. lente führten durch die Alpenpässe jene Produkte des Morgenlandes, die während der Kreuzzüge auch der gemeine Mann kennen gelernt hatte, in ihre Heimat und verschickten sie nach Norddeutschland. Mit dem Reichtum wuchs die Macht der Städte. — Die oft geldbedürftigen Fürsten gewährten ihnen für Unterstützung an Geld und Truppen Freiheiten und Rechte. Ja, ihrer viele erlangten völlige Unabhängigkeit von ihren Landesherren und erkannten nur dieOberhoheit des Kaisers an. Sie hießen freie Reichsstädte. 3. Städtebündnisse. Schon zur Hohenstaufenzeit waren viele Glieder des Adels entartet und Raubritter geworden. Sich gegen solche zu schützen, Land- und Wasserwege in gutem Zustande zu erhalten, und um ihre Frei¬ heiten zu verteidigen, verbanden sich die Städte. Der mächtigste Städte- bnnd war die Hansa, die 1241 durch einen Vertrag zwischen Hamburg und Lübeck entstand. Bald gehörten die wichtigsten Städte Norddeutsch¬ lands dem Bunde an, deren Kaufleute Kontore in London, Bergen und Nowgorod hatten. Die Flotten und Heere der Hansa bezwangen den Dänenkönig, und etwa dreihundert Jahre lang beherrschte sie die Nord- und Ostsee. C. Der Bauernstand umfaßte im Mittelalter freie Bauern und Leib¬ eigene oder Hörige. Der freie Bauer saß auf seinem ererbten Gute und galt als freier Mann; er nahm teil an der Rechtsprechung und war wehr¬ fähig. Der Hörige hatte keinen eigenen Besitz. Er war Knecht des ritter¬ lichen Grundherrn oder Pächter eines Gutes, das diesem oder einem Klo¬ ster gehörte. Ihm stand nicht das Recht zu, Waffen zu tragen oder seine Sache vor Gericht selbst zu führen. — Mit der steigenden Macht und Entartung der Ritter wurde aber die Lage der Bauern schlimm. Die Hörigen wurden aufs härteste bedrückt durch Abgaben und Fronen. Selbst die freien Bauern verloren vielfach ihre Freiheit. Nur in manchen Gegen¬ den behaupteten sie dieselbe, so in der Schweiz (s. § 20, 1), in Friesland und in Niedersachsen. Besonders drückend waren die Frondienste und das gutsherrliche Jagdrecht. Wehe dem Bauer, der sich und seine Fluren vor dem zahlreichen Wild selbst schützen wollte! — Die nach dem slavischen Osten als Ansiedler ausgewanderten Bauern behielten länger ihre Freiheit; erst nach dem 30jührigen Kriege sind sie „hörig" geworden. D. Kunst. 1. Sie entwickelte sich im Zeitalter der Hohenstaufen zu hoher Blüte; gepflegt wurde sie an Fürstenhöfen und in Ritterburgen. Namentlich die Dichtkunst ward von ritterbürtigen Männern geübt. Sie verherrlichten in ihren Liedern die Himmelskönigin Maria, sangen aber auch „von Lenz und Liebe, von seliger, goldener Zeit" (Minnesänger) und priesen die großen Taten der Helden. Besonders Karl der Große wurde durch sie der Mittelpunkt eines förmlichen Sagenkreises. In ihren Liedern gaben sie ihrer Freude über die Schönheit des Vaterlandes, aber auch ihrem Schmerz über die Zerrissenheit desselben beredten Ausdruck, so Walter von der Vogelweide. Mit dem Verfall des Rittertums verklang auch der Minnesang. Die Poesie fand eine Heimstätte bei den Bürgern. Ehrsame Handwerksmeister