463 Gerberfett oder Degras und Schuhwichse. Bei der Sämischgerberei wird das Fett, das nicht in die Lederhant eingedrungen ist, wieder zurück¬ gewonnen. Es heißt nun Gerberfett oder Degras. Durch Eiublasen von Luft in Tran, der auf 120° erhitzt worden ist, wird ein ähnliches Produkt erhalten. Dieses Fett ist in seiner Zusammensetzung wesentlich von der des Trans verschieden und dringt viel leichter in lohgares Leder ein als andere Fette. Darum wird es besonders gern zum Einschmieren der Stiefel, Pferde¬ geschirre usw. benutzt. Durch das Einschmieren des Leders mit Degras, Tran oder einem anderen Fette wird es für Wasser undurchlässig. Glanz verleihen wir unserm Schuhwerk durch die Schuhwichse. Sie ist eine Mischung von Knochenkohle, Schwefelsäure, Dextrin, Öl, Glyzerin usw. 21 Bunte Kleider. Schon in den ältesten Zeiten des Menschengeschlechts war die Beschaffung der Kleidung eine der vornehmsten Sorgen des Menschen. Zunächst benutzte er die Felle erlegter Tiere zur Herstellung von Kleidungsstücken', dann lernte er aus der Wolle des Schafes und den Bastfasern mancher Pflanzen Fäden zu drehen und diese aus künstliche Weise miteinander verflechten. So ent¬ standen allmählich die verschiedenartigsten Gewebe, die in der Färberei und Druckerei mit den schönsten Farben und Mustern versehen werden können. Leider sind die schönsten Farben nicht immer echt. Waschecht ist eine Farbe, wenn sie durch Wasser, Seife und schwache Säurelösungen nicht von dem Gewebe ab¬ gezogen wird; lichtecht ist sie, wenn sie durch die Einwirkung des Lichtes nicht erblaßt. Baumwoll-Färberei. Die Baumwolle muß vor dem Färben mit Soda und Seife gekocht werden, um ihr noch etwa anhaftende Oele und Fette zu entziehen. Sollen helle und klare Färbungen hergestellt werden, so muß nian die Baumwolle nach dem Auskochen bleichen. Dies geschieht in einer Chlorkalklösung. Legt man die gebleichte Baumwolle in eine kalte Fuchsin¬ lösung, die allmählich ans 60—70° erhitzt wird, so färbt sie sich schön rot. Die Färbung ist aber unecht, weil sich der Farbstoff beim Waschen zum Teil wieder ablöst. Soll niit Fuchsin echt gefärbt werden, so muß die Baumwolle gebeizt werden. Als Beizen dienen Tannin und Brechweinstein. Bringt man Baumwolle 2x/2 bis 3 Stunden in ein Tanninbad von 50 bis 60°, hierauf l/2 Stunde lang in ein kaltes Brechweinsteinbad und nun erst in die Fuchstnlösung, so geht der Farbstoff so fest in die Faser, daß er nicht abge¬ waschen werden kann. Tannin verbindet sich einerseits sehr stark mit der Baumwollfaser und andererseits mit dem Antimonoxyd des Brechweinsteins, das sich loiebentm sehr innig mit dem Fuchsin vereinigt. Als Beizen werden außer Tannin und Brechweinstein noch Tonerde, Eisenoxyd, Chromoxyd und Zinnoxyd vertvendet. Es gibt sedoch auch Farbstoffe, die unmittelbar auf die Baumtvollfaser gebracht werden können. Das Färben des Leinens erfolgt ebenso.