530 bindungen waren fast alle diese Waren in Mitteldeutschland doppelt so teuer als in Norddeutschland. Und um doch wenigstens einen Nutzen von diesen mäßigen Preisen zu haben, kaufte sie ein Säckchen Kaffee, um es — natürlich unverzollt — nach Hause zu bringen und dann ihre Freundinnen mit dem billigen Einkäufe zu ärgern. Der Herr Professor war bei dem Handel nicht zugegen gewesen; als er aber erfuhr, daß seine Frau das Säckchen Kaffee im Wagen verstecken wollte, war er darüber sehr ungehalten und verlangte, daß der Handel rückgängig gemacht werde. Die Frau Professor versprach es auch. Ohne Sorgen bestieg daher der Herr Professor seinen Kutsch¬ wagen, um die Heimreise anzutreten; auch die Frau Professor nahm in fröhlichster Stimmung im Wagen Platz, und die Reise ging fort. Da der Herr Professor in Göttingen einen Kollegen hatte, mit dem er befreundet war, so wurde diese berühmte Universitätsstadt zu¬ nächst als Reiseziel gewählt. Nach einigen Stunden standen die Reisenden an der hannöver- schen Grenze vor einem Zollhause. Ein Beamter trat an den Wagen¬ schlag und fragte: „Haben die Herrschaften etwas Zollbares?" Der Herr Professor sprach mit Gewissensrnhe „nein", während die Frau Professor leicht errötete. „Ich muß Sie bitten auszusteigen, der Wagen muß untersucht werden," begann der Beamte wieder. Willig stiegen die Insassen aus, der Beamte in den Wagen, aber ebenso schnell kam er wieder heraus. „Es war dies meine Pflicht," sagte der höfliche Hannoveraner, „reisen Sie glücklich," fügte er hinzu. Ohne Aufenthalt ging die Reise weiter. Andern Tages standen die Reisenden vor einem Schlagbaum von Bückeburg. Dort spielte sich eine ähnliche Untersuchung ab, die aber ebenso glücklich verlief. Mit unendlicher Seelenruhe stieg der Herr Professor wieder in den Wagen, während um die Lippen der Frau Professor ein siegesfrohes Lächeln spielte. Es dauerte keine zwei Stunden, so hielten die Reisendem vor einem Zollhanse von Lippe-Detmold. Der herantretende Zollwächter machte ein sehr grimmiges Gesicht und verlangte den Wagen zu unter¬ suchen, obgleich die Reisenden versichert hatten, nichts Zollbares bei sich zu führen. Der Beamte stieg in den Wagen, hob das Sitzkissen auf und sah in den Kutschkasten. „Was ist in dem Sacke da?" rief er, indem er den verhängnisvollen Kaffeesack dem erstaunten Herrn Professor vor Augen hielt. Die Frau Professor wurde leichenblaß und hielt es für das Zweckmäßigste, sofort in eine tiefe Ohnmacht zu fallen. Ihr Gatte war durch diese Vorgänge sehr erregt und trug seine teure