— ü - 5. Schlucht irn ^ufoßur^^ Walds. Bald darauf erhielt VaruS die Kunde von dem Aufstande eines deutschen Stammes an der Ems. Das war so geplant worden, um Varus und sein Heer recht tief in die Wälder hineinzulocken. Arglos brach er aus seinem Lager auf und zog ohne strenge Ordnung und mit vielem Gepäck durch den dichten Wald an der Weser dahin. Hier aber fielen die Germanen aus dem Dickicht des Waldes die Römer an. anfangs einzeln, dann in dichten Haufen. Käm¬ pfend erreichten die Römer einen freien Platz, wo sie ihr Nachtlager aufschlugen. Am folgenden Tage zogen sie weiter und kamen (wahrscheinlich bei Detmold) in den Teuto¬ burger Wald. Der Regen floß in Strömen herab, die Bogensehnen der Römer er¬ schlafften, und mit ihren schweren Harnischen sanken sie in den weichen Boden ein. Desto mutiger waren die Deutschen. Aus jedem Busche drangen sie hervor, von jedem Baume schoflen sie Pfeile ohne Zahl auf die erschrockenen Römer herab. Erst die Nacht machte dem wütenden Kampfe ein Ende. Aber nicht lange konnten die ermatteten Römer ruhen; das Kriegsgeheul der Deutschen schreckte sie schon vor Tagesanbruch auf und trieb sie weiter. Endlich erreichten sie ein offenes Feld. Da stehen in dichten Scharen die Deutschen zum Kampfe geordnet. Mit Ungestüm dringen sie in die Reihen der Römer ein, und vor ihnen sinken die Feinde wie Halme zur Erde. Als Varus sah, daß alles verloren war. stürzte er sich verzweiflungsvoll in sein eignes Schwert. 6. Weich der Schlucht. Schrecklich war die Niederlage der Römer. Die meisten lagen erschlagen am Boden, die Lebenden gerieten größtenteils in die Gefangenschaft. Hier harrte ihrer ein schreckliches Los. Die Anführer wurden den Göttern geopfert oder an das Kreuz geschlagen. Am schlimmsten erging es den römischen Advokaten; dem einen riß man die Zunge aus und rief dabei: „Nun zische, Natter, wenn du kannst!" Andere Gefangene aber wurden zu den niedrigsten Sklaveudiensteu ge¬ zwungen und „mancher Römer aus ritterlichem Hause alterte bei einem deutschen Bauer als Hausknecht oder Herdenhüter." Als Augustus den Ausgang der Schlacht erfuhr, zerriß er wehklagend seine Kleider, rannte wie ein Wahnsinniger mit dem Kopfe gegen die Wand und rief: „Varus, Varus, gieb mir nieiue Legionen wieder!" Da er fürchtete, die Deutschen würden jetzt nach Rom kommen, ließ er Tag und Nacht Wachen durch die Stadt ziehen, verstärkte sein Heer und vertrieb alle Deiitschen aus Rom. Aber die deutschen Krieger dachten nicht an Eroberuiigen, sondern kehrten fried¬ lich an ihren Herd zurück. — Erst 1875 ist dem Befreier Deutschlands auf dem Teutoburger Walde, unweit Detmold, ein Denkmal errichtet worden. (S. Geogr.) 4. Die Krrrrnen. 1. Aussehen. Ums Jahr 375 kamen die Hunnen, ein wildes Reitervolk, aus den Steppen Asiens nack Europa. Sie waren sehr häßlich. Auf dem kleinen, gedrun¬ genen Körper saß ein dicker, unförmlicher Kopf mit schwarzem, struppigem Haar. Das Gesicht war von gelbbrauner Farbe und mit vielen Narben bedeckt; denn bald nach der Geburt zerschnitt man den Knaben die Wangen, um den Bartwuchs zu ver¬ hindern. Die kleinen Augen lagen schiefgeschlitzt im Kopfe, die Nase war plattgedrückt, die Backenknochen standen weit hervor, und die Lippen waren dick und ausgeworfen. Die Beine aber waren von, vielen Reiten säbelförmig gekrümmt. 2. Währung und Kleidung. Zur Nahrung dienten den Hunnen Wurzeln (Rüben), allerlei kleines Getier und rohes Fleisch. Dieses legten sie statt eines Sattels auf ihre Pferde und ritten es so mürbe. Ihre Kleidung bestand aus einer Hose von Bockshaut und einem Kittel, der aus Mausefellen zusammengenäht war. Tag und Nacht trugen sie dasselbe Kleid so lange, bis es ihnen in Fetzen vom Leibe fiel. Den Kopf bedeckte eine rauhe Pelzmütze, und die Füße steckten in großen, unförmlichen Schuhen, so daß der Gang schwer und unbeholfen war. 3. Wnrherschwsifendes Leben. Häuser mieden die Hunnen wie Gräber, und