II — 2 - sowie mit dem Klima Rußlands zusammen?) Im Winter friert deshalb das Wasser der Ostsee auch teilweise zu. Wenn längere Zeit ein starker Nord- oder Nordost- wind weht, dann sind die südlichen Küstenbewohner leicht der Überschwemmung aus¬ gesetzt, da die Wogen nicht selten die 20—80 m hohen Dünen überfluten oder durch¬ brechen. An der schwedischen Küste wird die Ostsee (wahrscheinlich durch Hebung des Bodens) von Jahr zu Jahr etwas seichter. Manche Städte und Dörfer, die hier früher dicht am Meere lagen, sind jetzt zum Teil 4 1cm davon entfernt, andre haben dem Meere nachrücken müssen, um es ganz in der Nähe zu haben. An der Südküste da¬ gegen, im sogenannten Samlande, schreitet die Ostsee erobernd gegen das Land vor. Hier bröckelt sie ein Stück nach dem andern vom Ufer ab und hat dadurch schon ein¬ zelne Bewohner von Klein-Kuhren und Kranz genötigt, ihre Häuser am Strande ab¬ zubrechen und weiter vom Meere wieder aufzubauen. 4. Wellungsstationen. Die Küsten der Ost- und Nordsee sind mit ihren Dünen und Sandbänken der Schiffahrt sehr gefährlich; in dem Jahre 1879—80 allein haben 112 Schiffe durch Sturm und Strandung hier ihren Untergang gefunden. Zur Rettung der Mannschaften solcher gestrandeten Schiffe hat man am Strande der Nord- und Ostsee schon mehr als 100 Rettungsstationen errichtet. Das sind große Wachtbuden, in denen die Rettungsapparate aufbewahrt werden und stets einige Seeleute Wache halten. Sobald letztere ein gestrandetes oder in Not befindliches Schiff entdecken, fahren sie das auf einem Wagen ruhende eiserne Rcttnngsbot an eine geeignete Stelle und lassen es ins Wasser. Gelingt cs nicht, dem Schiffe mit dem Boote zu nahen, so schießt man auch wohl eine Rakete mit einer daran befestigten Leine auf das Schiff. Die Schiffbrüchigen fangen die Leine auf und ziehen mit derselben ein dickes Tau vom Strande herbei. Dieses wird an dem Mastbaum festgebunden, und dann versuchen die Schiffslcute, mit den Händen am Seil wcitcrgrcifcnd, sich durch die Wogen hindurch zu arbeiten. — Durch die Rettungs¬ stationen wurden 1881 an den deutschen Küsten 113 Menschen vom sichern Tode errettet. 5. Leuchttürme. Ieuerschiffe. Damit der Schiffer während der Nacht möglichst vor Strandung geschützt sei, sind an allen gefährlichen Punkten der Küste Leuchttürme er¬ richtet. Auf denselben wird während der Nacht ein sehr helles (häufig elektrisches) Licht unterhalten. Dasselbe warnt nicht nur den Schiffer vor Gefahr, sondern zeigt ihm auch, je nach der schnelleren oder langsameren Drehung oder nach der Färbung, ganz genau an, in tvelcher Gegend der See er sich befindet. Da, wo sich keine Leuchttürme anlegen lassen, >vie z. B. an den Mündungen der Flüsse, werden eiserne Leuchtschiffe fcstgeankcrt. Vor der Elbmündung liegen z. B. 3 solcher Schiffe, deren jedes von einem Wächter bewohnt ist. 6 Dürren. Die Küste der Ostsee ist an einigen Stellen hoch und steil (Steilküste), an den meisten dagegen stach und sandig (Flachküste). An den Flachküsten schafft sich das Meer selbst einen Damm: die Dünen. Das sind Sandberge, die der Wind ans dem trockenen Ufersande nach und nach hier angehäuft hat. Sie sind gewöhnlich nur 3-— lSmijocf), doch erreichen sie an manchen Stellen eine Höhe von 60 mund darüber. Zum Teil sucht man die Dünen durch Anbau von Sandhalm und Strandhafer zu be¬ festigen; sobald sie etwas befestigt sind, bepflanzt man sie auch wohl mit Kiefern, Weiden, Erlen, Pappeln, Birken re.; zum Teil aber sind sie ganz kahl. Diese letzteren werden bei Nordweststürmen nicht selten ins Land getrieben, >vo sie daun Äcker und Wiesen, ja, selbst Häuser und Dörfer verschütten. 7. Die Kuffe- Eine Eigentümlichkeit der südlichen Ostseeküste sind die Haffe Da, wo größere Flüsse, wie die Memel, der Pregel u. a., ihr Wasser ins Meer er¬ gießen, wurde das Meer durch die Gewalt des einströmeuden Flußwassers verhindert, die Sandmassen uumittelbar an den Strand zu werfen, weshalb es dieselben in größerer Entfernung vom User aufhäufte. So bildeten sich hier Dünen mitten im Meere. Dieselben bestanden anfangs aus reihenweise aufgetürmten Sandhaufen, die sich allmählich vergrößerten und vereinigten und so zu laugen, schmalen Landzungen („Nehrungen') ausbildeten. — Das von einer Nehrung und dem Festlande (dem ur¬ sprünglicheil Meeresgestade) eingeschlossene Wasser heißt „Haff". Dasselbe hat süßes Wasser (warum? S. 1) und steht durch das sog. „Tief" mit dem Meere in Verbin¬ dung. Die bekanntesten Haffe sind das kurijche, das frische und das Stettiner Hass.