ni - so - Schläfenmuskeln etwas Gift in den hohlen Zahn vnd durch diesen in die Wunde. Die Giftzähne sind außerordentlich spitz und durchdringen weiche Gegenstände so leicht wie eine Stecknadel. Wer das Unglück hat, von einer Kreuzotter gebissen zu werden, thut gut, die Wunde sofort auszusaugen. Das darf jedoch nur geschehen, wenn man keine wunde Stelle im Munde hat. (Sobald das Gift mit dem Blute in Berührung kommt, wirkt es nämlich schädlich, niemals aber im Magen.) Das wirksamste Mittel gegen den Biß der Kreuzotter jedoch ist, recht viel Rum oder Cognak zu trinken. In jedem Falle aber lege man sich ins Bett, nehme etwas zu schwitzen ein und lasse sobald als möglich den Arzt rufen. 3. Wahrung. So gefährlich aber auch die Giftzähne der Otter sind, so hat sie dieselben zur Erlangung ihrer Nahrung, die aus kleinen warmblütigen Tieren, nament¬ lich aus Mäusen, besteht, doch durchaus nötig; denn mit ihren übrigen, nach rückwärts gebogenen Zähnen kann sie ihr Opfer wohl festhalten, aber nicht töten. Wird sie eine Maus gewahr, so schießt sie mit funkelnden Augen und hochgehobenem Kopfe auf dieselbe los. Bei dem Bisse zuckt die Maus zusammen, der Leib schwillt sofort auf, nur noch einige Schritte schwankt sie weiter—dann fällt sie auf die Seite und stirbt. Auch Frösche verzehrt die Kreuzotter, jedoch nur im Notfall. Da die Otter das Fleisch der getöteten Tiere nicht zerbeißen und zerreißen kann, so muß sie dieselben stets ganz hinunterschlucken, auch wenn sie noch einmal so dick sind wie sie selbst. Damit sie aber auch dazu imstande ist, hat ihr die Natur einen Rachen verliehen, den sie wegen der leicht verschiebbaren und dehnbaren Kiefer in einer Weise erweitern kann, wie dies keinem andern Tiere außer den Schlangen (vgl. Riesenschlange S. 118) möglich ist. 4. Aufenthalt. Die Kreuzotter kommt in Deutschland fast überall vor. Glücklicher¬ weise ist sie fast die einzige Giftschlange in unserm Vatcrlande. Ihre eigentliche Wohnung ist ein Mauseloch, ein verlassener Fuchs- oder Kaninchenbau, ein hohler Baumstamm, Wurzel- werk rc. Oft liegt sie wie ein Teller zusammengerollt da und sonnt sich. Wenn man sie reizt, faucht sie unaufhörlich, beißt nach dem Stocke, selbst dann, wenn er nicht mehr da ist, und schnappt nach ihrem eigenen oder nach einem fremden Schatten. In Wäldern, wo sich Kreuzottern aufhalten, sei man sehr vorsichtig. Niemals betrete man dieselben barfuß, auch vermeide man cs, mit der Hand in Baumlöcher, Mauselöcher u. s. w. hineinzufassen. Die Anwesenheit von Kreuzottern wird in Gegenden, wo sie zahlreich vorkommen, nicht selten durch das sog. „Natternhcmd" verraten. Dieses „Hemd" ist die Oberhaut der Kreuz¬ otter, welches sie bei der Häutung stets zusammenhängend (und zwar indem sie sich durch einen engen Schluft hindurchzwängt) abstreift. (Bergt, die Eidechse S. 88.) 109. Die rote Waldameise. 1. WefäHigung der Ameisen znm Stcratenleben. Körperbau. Die Ameisen leben ähnlich wie die Bienen in Gesellschaften oder Staaten beisammen. Zu diesem Staatenleben sind sie vom Schöpfer, der sie dazu bestimmt hat, auch wohl aus¬ gerüstet, namentlich dadurch, daß er ihnen den Instinkt für gemeinsame Arbeit und für ein einmütiges Zusammenleben gegeben hat. Dies zeigen sie besonders dadurch, daß sie sich einander zur Hand gehen und solche Verrichtungen, welche für eine ein¬ zelne Ameise zu schwer sind, gemeinsam vornehmen. — In jedem Ameisenhaufen leben 3 Arten: Männchen, Weibchen und Arbeiter. Die Arbeiter — die kleinsten von allen — haben vor allem die Aufgabe, den Ausbau der Wohnung und die Pflege der Brut zu besorgen. Sie sind stets ohne Flügel, da sie dieselben bei ihrem Geschäfte entbehren können. Infolgedessen ist auch der mittlere der 3 Brustringe weniger ent¬ wickelt. Dagegen ist der 1. Brustring, die Vorderbrust, um so stärker, wodurch sich ihre große Kraft erklärt, die sie beim Herbeischaffen der Holzstückchen rc. entfalten. Zu besonderem Vorteil bei ihrem Geschäfte gereichen ihnen auch die kräftigen Ober¬ kiefer, so daß die Ameise Lasten herbeizuschaffen verniag, die ihr eigenes Gewicht 5—lOmal übertreffen. Um sich gegen Feinde schützen zu können, sind die Arbeiter (sowie die Weibchen) am Hinterleibe mit einem Bläschen versehen, welches eine scharfe Säure (Ameisensäure) enthält, die sie gegen ihre Feinde ausspritzen. Den Männchen fehlt diese Säure. Die Männchen und Weibchen sind stets geflügelt.