- 45 - IV die Höhe, und so bleibt nur der Kohlenstoff in der Röhre zurück. In ähnlicher Weife haben sich die in urweltlicher Zeit verschütteten Wälder langsam in Kohlen verwandelt, und in den Kohlenmeilern bringen wir diesen Vorgang noch heute künstlich hervor. Das aufge¬ schichtete Holz der Meiler wird nämlich mit Erde und Rasen bedeckt und dann angezündet. Damit die Wasserdämpfe re. entweichen können, muß die Decke an mehreren Stellen durch¬ löchert sein. — Der Kohlenstoff brennt sehr gut und giebt eine 3—4mal größere Hitze als eine gleich große Masse Holz. Im schmelzenden Eisen löst er sich auf und bildet mit dem¬ selben das Gußeisen. Am reinsten findet sich der Kohlenstoff im Diamant, welcher auv krystallisiertem Kohlenstoff besteht. Ehemals muß also dieser Stoff flüssig gewesen sein, und wenn es uns gelänge, ihn wieder in diesen Zustand zu versetzen, so würden wir auch im¬ stande sein, den Diamanten künstlich herzustellen. 8. KoHcenoLydgcrs. Wenn das Ofenrohr geschlossen wird, bevor Holz und Kohlen vollständig verbrannt sind, so können die Bewohner des Zimmers dadurch leicht denTod finden. Fehlt esnämlichbeider Verbrennung ander nötigen Zufuhr von Sauer¬ stoff, so verglimmen die Brennstoffe sehr langsam, und es bildet sich das sehr giftige Kohlenoxydgas, im gewöhnlichen Leben „Kohlendunst" genannt. Namentlich wird dieses Gas häufig dadurch erzeugt, daß man durch zu frühes Verschließen der sog. „Ofen¬ klappe" (an der Röhre, welche den Ofen mit dem Schornstein verbindet) den „Zug" abzusperren sucht, um die Wärme aus dieser Röhre nicht entweichen zu lassen. Das sich dann bildende Kohlenoxydgas dringt durch die Ofenthür ins Zimmer, und da es geruch-, geschmack- und farblos ist, so macht es sich durch nichts kenntlich, bringt aber bald Bewußtlosigkeit und Tod hervor. Daher verschließe man die Ofenklappe nie, bevor man sich überzeugt hat, daß aller Brennstoff auch wirklich verbrannt ist. oder noch besser, man verschließe die Ofenklappe überhaupt nicht. — Durch luftdicht schlie¬ ßende Ofenthüren erreicht man in neuerer Zeit viel besser und ohne Gefahr denselben Zweck, den man durch das frühzeitige Schließen der „Ofenklappe" erstrebt, nämlich das längere Warmbleiben des Ofens. 9. Werwendirng bex Kotzte. Die Kohlen werden in erster Reihe zum Heizen benutzt; sie haben eine 3—4mal größere Heizkraft als eine gleich große Holzmenge, Die Holzkohle wird uns außerdem noch dadurch recht nützlich, daß sie die Eigenschaft hat, andre Stoffe in sich aufzusaugen, wozu sie besonders durch ihre Porosität (S. 8/ sehr geeignet ist. Schüttet man z. B. frische, zerstoßene Holzkohle in fauliges Wasser, so wird dasselbe dadurch wieder rein und trinkbar, da die Holzkohle alle verdorbener Teile des Wassers in sich aufnimmt. In Städten, wo man gezwungen ist, das oft sehr unreine Wasser der Flüsse zu genießen, filtriert man dasselbe stets durch eine Schicht Holzkohlen, und ebenso macht man auf Seeschiffen das verdorbene Wasser durch Beimischung von Holzkohlen wieder trinkbar. Holzkohlen widerstehen auch der Fäulnis lange Zeit. Daher verkohlt man das untere Ende der Baumpfähle, und Vier¬ und Weinfässer werden, bevor man sie füllt, im Innern häufig etwas angebrannt und verkohlt. 10. Leuchtgas. Sehr wertvoll ist der Kohlenstoff für uns auch dadurch ge¬ worden, daß wir ihn zur Herstellung des Leuchtgases benutzen. (S. Naturgesch. S. 134.^1 Um uns eiu solches Gas zu erzeugen, stecken wir ein Stückchen Steinkohle in den Kopf einer thönernen Pfeife und verschließen den Kopf oben mit Lehm. Alsdann legen wir denselben in die Ofenglut und zwar so, daß die Röhre aus der Ofenthür hervorragt. Halten wir nun nach wenigen Minuten ein brennendes Schwefelholz ar. die Öffnung der Röhre, so entzündet sich das aus derselben herausströmende Gas und brennt in schöner, heller Flamme. Auch auf folgende Weise läßt sich sehr bequem eine Gasflamme erzeugen. Wir füllen ein Prvbiergläschen mit Rüböl oder Petroleum etwa halb voll und verschließen es mit einem durchbohrtem Korke, in dessen Öffnung nach oben hin eine Glasröhre (Federspule) befestigt ist. Hierauf hängen wir das Gläschen an ein Gestell und erhitzen es über einer Spiritusstamme. Nach etwa 5 bis 6 Minuten fängt die Flüssigkeit an zu sieden, und bald darauf strömt Gas Institut für international Schulbuchforechunfl Sraunschweig