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machten. Als er auf dem Sterbebette lag, rief er seinen Bruder Eberhard zu sich und sprach
zu ihm: „Nimm den Königsmantel, das Schwert und die Krone unsrer alten Könige,
bringe sie Heinrich und mache Frieden mit ihm. Denn uns fehlt das Glück und die rechte
Sinnesart; beides fiel Heinrich von Sachsen zu."
2. Am JinkenHevd. Heinrich, Herzog der Sachsen, hatte in der Nähe des
Harzes seine Burg. Eines Tages, als er der Sage nach am Finkenherd beschäftigt
war, überbrachten ihm die Großen des Reichs die Krone. Voran ritt Eberhard, Her¬
zog der Franken und bisher sein größter Feind. ,„Jch komme als Freund," redete er
Heinrich an, „und bitte um deine Freundschaft. Mein Bruder Konrad hat noch im
Sterben dein gedacht und sendet dir die Krone des Reichs. Willst du sie tragen?"
Heinrich reichte ihm die Hand und sagte: „Ich weiß wohl, wie schwer eine Krone
drückt; aber wenn so biedre Fürsten mir sie anvertrauen, will ich sie in Gottes Namen
tragen." Bald daraus wurde Heinrich in Fritzlar zum Könige gewählt. Als ihn der
Erzbischof von Mainz daselbst nun auch salben wollte, lehnte er die Salbung mit den
Worten ab: „Euer Salböl hebt für Würdigere auf; für mich ist diese Ehre zu groß."
Doch nannte er sich „König von Gottes Gnaden".
3. Keinvich stellt die GrnHerL des Weiches rviedev her. Unter den schwachen
Nachfolgern Karls d. Gr. hatten die Reichsvasallen die Erblichkeit ihrer Lehngüter
erstritten. Nicht selten standen sie dem Kaiser als Gleiche gegenüber und boten ihm
Trotz. Zur Zeit Heinrichs umfaßte das deutsche Reich 5 Herzogtümer: Schwaben,
Bayern, Franken, Sachsen und Lothringen. Zuerst wurde Heinrich nur von den
Franken und Sachsen als König anerkannt. Durch Milde und Freundlichkeit gelang
es ihm aber bald, auch die Anerkennung Schwabens und Bayerns zu gewinnen. Dem
Herzog von Lothringen gab er seine Tochter zur Gemahlin, und so hatte er in einigen
Jahren alle seine Vasallen dahin gebracht, daß sie ihm als ihrem König huldigten und
ihm Treue und Heeresfolge gelobten. Über jeden Stamm gebot und richtete ziemlich
selbständig der Herzog, über allen Ländern des Reiches aber stand der König als
höchster Richter und Heerführer des ganzen Volkes, als letzte Zuflucht der Bedrängten,
als oberster Schirmherr der Kirche.
4. Ginfall dev Wngcrvn. Im 5. Jahre seiner Regierung fielen die Ungarn in
sein Land ein. In vielen einzelnen Haufen rückten sie auf ihren kleinen, gepanzerten
Pferden heran. Wer sich ihnen entgegenstellte, wurde niedergemacht. Die Frauen und
Mädchen koppelten sie wie das Vieh zusammen und führten sie in die Gefangenschaft.
Die Saatfelder wurden verwüstet, das Vieh fortgetrieben, die Häuser eingeäschert.
Man erzählt sogar von ihnen, daß sie das Fleisch der Erschlagenen gegessen und ihr
Blut getrunken hätten.
5. Waffenstillstand. Diesen wilden Scharen stellte sich Heinrich entgegen; aber
er vermochte nicht, ihnen Widerstand zu leisten, und mußte sich auf eine Burg bei
Goslar zurückziehen. Alle Angriffe der Ungarn auf dieselbe waren vergebens. Heinrich
nahm sogar einen ihrer Häuptlinge gefangen. Gegen Herausgabe desselben und Zahlung
eines jährlichen Tributs schlossen sie mit ihm einen 9jährigen Waffenstillstand.
6. Städtebau. Während des Waffenstillstandes ließ Heinrich im ganzen Lande
Burgen anlegen und vorhandene Städte mit Mauern undWällen umgeben. DieStädte
aber erschienen den an Freiheit gewöhnten Deutschen wie Gräber, und sie hatten keine
Lust, darin zu wohnen. Da befahl Heinrich zu losen, und jeder 9. Mann mußte in die
Stadt ziehen. Die andern acht aber mußten denAcker bestellen und den drittenTeil der
Ernte in die festen Plätze bringen. Dies geschah deshalb, damit das Landvolk, wenn eS
zur Kriegszeit in den festen Plätzen Schutz suchte, hier auch auf längere Zeit Lebens¬
mittel vorfände. Zu dieser Zeit entstanden Quedlinburg, Merseburg, Meißen u. a.
Städte. Nicht mit Unrecht heißt daher auch Heinrich der „Städtebauer". Die Leute
in der Stadt (Burg) erhielten den Namen „Bürger". Der König verlieh ihnen manche