— 130 — gesetzt, daß Schleswig-Holstein, Hannover, Kurhessen, Nassau und Frankfurt a. M. an Preußen fallen sollten. Osterreich mußte aus dem Deutschen Bunde ausscheiden. Preußen errichtete nun unter seiner Führung den „Norddeutschen Bund“ und schloß mit den süddeutschen Staaten ein Schutz- und Trutzbündnis, demzufolge der König von Preußen für den Fall eines Krieges den Oberbefehl auch über alle Truppen der süddeutschen Staaten erhielt. — Bei dieser Gelegenheit wollte Napoleon auch gern einige deutsche Grenzstriche haben; aber König Wilhelm sagte ganz entschieden: „Keinen Schornstein von Deutschland!“ é. Der Deulsch-⸗Französtsche Krieg. 1870 1871. Die Ursache und die ersten Siege. 1. Ursache. Mit neidischen Augen sahen die Franzosen auf die wachsende Macht Preußens. Man suchte nach einem Vorwande zum Kriege, und er war bald gefunden. Die Spanier wählten sich nämlich um jene Zeit den Prinzen Leopold von Hohenzollern-Sigmaringen, einen Verwandten des Königs von Preußen, zu ihrem Könige. Das durfte nicht sein. Napoleon III. war, durch törichte Rat— geber und besonders auch durch seine Gemahlin aufgehetzt, so unverschämt, vom König Wilhelm zu verlangen, daß er dem Prinzen die Annahme der spanischen Krone verbiete. Es genügte den hochmütigen Franzosen nicht, daß der König hierauf erklärte, er habe zu solchem Verbote kein Recht; auch das genügte nicht, daß der Prinz aus eigenem Antriebe auf die Krone verzichtete. In ihrer Verblendung forderten sie vom König Wilhelm sogar schriftlich das Versprechen, daß er zu der beabsichtigten Königswahl niemals seine Einwilligung geben werde. Entrüstet wies der König den Gesandten Benedetti, der ihm diese Erklärung noch dazu in völlig unpassender Weise auf der Promenade in Ems abforderte, zurück. Zwei Tage später beschloß die Volksvertretung Frankreichs den Krieg gegen Preußen. 2. Rüstung. Der König verließ sofort Ems und begab sich nach Berlin, wo er mit lautem Jubel begrüßt wurde. Noch in der Nacht erteilte der König den Befehl zur Mobilmachung der ganzen Armee. In wenigen Tagen stand sie gerüstet da. Mit dem Gesange: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein!“ zog sie nach Westen. Auch die Süddeutschen (Bayern, Württemberger und Badenser) griffen begeistert zu den Waffen. So einig hatte man das deutsche Volk noch nie gesehen. Napoleon war darüber sehr enttäuscht; denn er hatte bestimmt erwartet, daß sich Süddeutschland mit ihm ver— bünden werde. Es wurden nun 3 große Armeen gebildet: die erste stand unter Steinmetz an der Mosel, die zweite unter dem Prinzen Friedrich Karl in der Rheinpfalz, die dritte unter dem Kronprinzen von Preußen etwas weiter südlich von Landau bis Karlsruhe. 3. Weißenburg. 4. August. Der Kronprinz überschritt zuerst die französische Grenze und rückte auf Weißenburg los. Auf dem nahen Geisberge hatten sich die Franzosen verschanzt. Unter dem mörderischen Feuer der feindlichen Batterien und Chassepots erklommen die Deutschen, ohne einen Schuß zu tun, den Berg und vertrieben die Franzosen aus ihren Verschanzungen. Dann ging es auf die Festung selbst los; die Tore wurden gesprengt, und unaufhaltsam drangen die Deutschen in die Stadt ein. In den Häusern aber hielten sich viele Turkos verborgen, die aus den Fenstern und von den Dächern auf die Eindringenden feuerten. Diese jedoch schlugen mit dem Kolben Türen und Fenster ein und machten die Besatzungs— mannschaften zu Gefangenen. Das war der „erste Schlag und der erste Sieg“ Ganz Deutschland jubelte laut